So, ich eröffne einfach mal nen neuen Thread für alle möglichen Berichte vom Wasser und fange mal direkt mit meinem Bericht aus Brasilien an. Hin bin ich da eigentlich wegen Fussball (siehe Hopper Board) mit nem Kumpel hier von Sizilien, aber warum das ganze nicht mit Angeln verbinden?
Ankunft in Rio war erstmal klasse, vom Flughafen abgeholt wurden und am selben Tag hat das Militär eine Favela erobert, man hörte erstmal massenhaft Schüsse und fühlte sich direkt etwas unbehaglich. Der erste Tag war erstmal grosses Hallo bei der italienischen Gemeinde und unseren Gastgebern. Gab wunderbares Essen mit viel Meeresfrüchten und guten Wein. Das Wochenende war dann dem Fussball gewidmet. Aber natürlich schon mit Gesprächen, was man die nächsten Tage angehen will. Fischen wurde uns dann nahegelegt lieber nicht in den Buchten zu angeln, weil das Wasser da nicht so prall ist (man erinnere sich an die Wassersportler während der Spiele), man könne aber gut an der Copacabana und in Ipanema an der Brandung angeln oder ein Boot nehmen. Fluss hingegen wäre kein Problem.
Am Montag haben wir uns ne Angelausrüstung geholt und sind dann an einen Fluss etwas nord-westlich von Rio, dessen Namen ich leider vergessen habe. Wir sind da mit einigen Köderfischen und Kunstködern hingefahren, um Raubfische zu angeln und wurden in einem kleinen Boot durch den Fluss geschippert (alleine durch die Gegend zu stampfen war uns aufgrund der Fauna nicht ganz geheuer). In dem Fluss haben hauptsächlich Barsche gebissen. Der Perlmutt-Buntbarsch war darunter der schönste Vertreter. Davon hatten wir zwei Bisse mit etwa 15cm. Der Satanoperca (Satansbarsch) war optisch nicht ganz so schön, die Längen von 20 bis 29 cm waren dagegen schon deutlich schöner. Ähnliche Längen hatten wir dann auch mit dem Hechtbuntbarsch, einem Barsch, der von der Form an Hecht oder Zander erinnert, aber die beiden Rückenflossen waren zusammengewachsen, nicht sehr hoch, aber lang. Bester Fang des Tages war ein Dourado von 87cm und 23Kg. Ist ein Salmler mit der für Salmoniden typischen Fettflosse, aber einem grösseren Kopf mit ziemlich scharfen Zähnen. Als wir spät Abends zurück kamen haben wir dem Bootsinhaber die Barsche überlassen und haben den Dourado mitgenommen. Der wurde noch an dem Abend auf den Grill geworfen. Der hatte richtig gutes Fleisch und war herrlich mariniert. Der diente dann am nächsten Tag noch als Auflage für Brötchen, die uns an dem Tag versorgen sollten.
Dienstag sind wir früh aufgestanden und nach Ipanema, Brandungsangeln. War bei mir ein totaler Reinfall, mein Kumpel hat immerhin einen langgezogenen dünnen Fisch raus geholt, den wir nicht einordnen konnten. Den hat er aber zurückgesetzt. Sind dann vor Mittag ohne Fische abgezogen und haben uns lieber ein wenig Rio zeigen lassen.
Mittwoch sind wir dann mit einem Boot raus aufs Meer für eine zwei Tages Tour, also Donnerstag Abend zurück, damit wir Freitag nach Sao Paolo fahren konnten. Das Boot war ein Big Game Boot mit etwa 11 Meter Länge, voller Ausstattung und dem Kapitän, für europäische Verhältnisse war das ganze recht günstig. Anfangs war dann erstmal Köderfischen angesagt. Dann wurde etwas rausgefahren auf Makrelenartige. Wer dabei jetzt an die kleinen süssen Makrelen denkt, die man aus der Nordsee kennt, vergesst es ;). Bernsteinmakrele und Goldmakrele, die locker mal nen Meter lang werden und auch ordentlich schwer. Bei mir war es eine Goldmakrele und einige Zeit später bei meinem Kumpel eine Bernsteinmakrele. Die bieten schon nen ordentlichen Kampf an der Schnur mit ihren 20 Kg. Als mein Kumpel an der Bernsteinmakrele dran war, hat es dann an einer anderen Schnur noch einen Ruck gegeben, ich sofort in den Drill, bekomm den Fisch dann nach einiger Zeit in Bootsnähe und dann schrie der Kapitän auf, kommt angerannt und durchtrennt die Schnur. Ich schau ihn wütend an, doch dann zeigt er nur aufs Wasser, wo ich noch eine dreieckige Flosse davonschwimmen seh, da hatte ich einen Hai an der Angel, den er auf keinen Fall auf dem Boot haben wollte. Wir hatten dann noch einige Strikes, die wir leider nicht einholen konnten. Als ich mich hingelegt habe ging dann das Echolot wieder los und es kam zum Biss. Mein Kumpel hing knapp ne Stunde am Drill, bis der Fisch endlich am Boot war, dann kam die Harpune zum Einsatz und mit dem dritten Wurf hatte ich dann endlich getroffen. Also mit dem Gaff ranziehen und dann die Schwanzflosse nach oben und Fisch an Bord. Stattliche 73cm und 7,4Kg brachte der Schwarzflossen Thun. Am nächsten Morgen hatten wir noch Erfolg mit einem Weissen Thun, der bei 92cm immerhin 37Kg auf die Waage brachte. Da wir auf Marlin wollten, ist der Skipper dann noch etwas mit uns rausgefahren. Auch hier wieder einige Bisse, bis wir erfolgreich waren. War letztendlich ein weisser Marlin, vom Gewicht her leider nicht so interessant wie ein Blue Marlin, aber aufgrund des Körperbaus an der Angel super interessant. Da sassen wir ganz ordentlich dran, bis wir den an Bord hatten. War mit 2,04m und 48Kg ein ganz ordentlicher Bursche. Da wir jetzt kaum noch Platz im Kühlraum hatten, mussten wir leider zurück an Land. Im Hafen angekommen wollte der Skipper wissen, was wir mit den Fischen machen wollen. Da wir am nächsten Tag nach Sao Paolo wollten, hatten wir wenig Verwendung für die Fische und haben lediglich eine Makrele mitgenommen, die anderen haben wir ihm überlassen und er hat uns als Dank einen ordentlichen Teil der Bootsmiete überlassen. Ich denke er hatte am Ende mehr raus als wenn er die volle Miete bekommen hätte.
In Sao Paolo sind wir noch einmal nach Santos rausgefahren und haben dort unser Glück am Meer versucht, konnten aber nur Köderfische raus holen.
Alles in allem war die Brasilienreise absolut genial. Das Fischen war absolut Sahne, besonders mit dem Boot auf dem Meer, einmalig. Da kommt das Angeln am Fluss oder See echt nicht mit, wenn man das Angeln mal sportlich betrachtet, aber auch die Ernährung ist durch einen grossen natürlich eher gesichert als wenn man am Fluss kleine Fische raus holt. Wir sind davon sowas von angefixt, dass wir schon in Brasilien beschlossen haben das jetzt mindestens einmal im Monat auf dem Mittelmeer zu machen. Wobei das schon stressiger ist als das gemütliche Ansitzangeln am Fluss, um abzuschalten. Aber das hatten wir auf der Rückreise ja quasi noch. Wir sind eh über Mitteleuropa zurück und haben dann einen Zwischenstop in Mainz eingeschoben. Dort gemütlich den Angelschein verlängert und ne Rheinkarte geholt, meinem Patenkind die Angel zum Jugendangelschein (und Geburtstag) geschenkt und dann sind wir mit Drei und nem halben Mann an den Rhein zum Angeln. Neben den Grundeln habe ich noch eine Barbe rausgeholt, die mit 36cm gerade so massig war und mein Patenkind hat auf Grundel einen 62cm Zander rausgeholt.