Auf ein Bierchen mit Herzblut - der Sonntagsstammtisch

  • Wi kahn mann nurr soh fille Vähler machn? :D

    Alles Schei*e Tours powered by SGD 2021 bis dato ....

  • ;D Wällchä Vähler? Ahlsoh, isch säh keenä. :D

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Von gedrucktem Essen und schokohaltiger Meinungsdiktatur


    Unsre Wirtin hat aus gegebenem Anlass ihren Hygienefimmel und empfängt unser Herzblut grad mit nem feuchten Reinigungstuch an der Türklinke: "Nu komm schon rein un lass de Bazillen draussen! Grüß dich erschtma, drückn tun mior uns heut nich..." Es ist wie überall in diesen Tagen, wir sind im berechtigten Vorsichtsmodus. Bis auf den Stammtisch is unser Lokal heute auch überschaubar gefüllt, die Leute sind wohl alle lieber an der frischen Luft oder haben sich daheim verbarrikadiert. Der guten Sonntagslaune soll das keinen Abbruch tun und so hat sich unsre Wirtin heut alle Mühe gegeben, vor Allem auch die Kinder mit Schokopudding und Plinsen bei Laune zu halten. Am Stammtisch gibts die wildesten Erlebnisberichte über auch gestern wieder einkaufende Hamster, leere Regale und Eskalationen im Kassenbereich. Das Herzblut seufzt kopfschüttelnd und schaut zum Nachbartisch, wo ein Opi die Zeitung studiert: "Na, wie hamsn gestern gespielt?" Der Befragte seufzt genauso: "Die Sportseite hättense sich och sparen können! Die nächsten Wochen muss ich mir wo was Spannenderes zum Lesen versorgen." :( Unser Sonntagsredner nimmt das zum Anlass "Du, da hab ich was. Nu horsche ma mit uns zur Ablenkung von diesen viralen Gedanken, was ich vor Kurzem für spannende Sachen gelesen hab!"


    Also letztens hab ich in irgend ner Illustrierten bei meiner Mutter was Gedrucktes über Gedrucktes bestaunt, was bei mir prompt ne Bildungslücke geschlossen hat. Kennt ihr Procusini? Nee, is kein italienisches Knabbergebäck, was man in Verbindung mit Prosecco verspachteln soll. Es handelt sich hierbei um die bayuwarische Firma Print2Taste aus Freising, die seit 2015 einen Lebensmittel-3D-Drucker herstellt und vertreibt. Und wenn ihr jetzt denkt - was, de Meddwurschd leeft ausm Drucker und dann wird ä Teddybär draus? - Jaahahaa, genauso isses! :klatsch: Und nich nur das: ob Kartoffelbrei, oder Spekulatius, ob Butter oder eben T-Wurst - alles tropft dort aus der Düse und wird zu unfassbaren 3D-Kunstwerken aufgebaut. Die 3D-Drucker sind ja mittlerweile in der Industrie und der Medizin gern und überaus erfolgreich genutzte Hilfsmittel, selbst die NASA hat dafür ein verständliches Interesse. Und nun wird das auch schon in Bäckereien und Konditoreien, bei Caterern, in der Event-Gastronomie und in Hotels für die Fressalien verwendet. Ein riesen Markt tut sich da auch in der Zukunft auf. Über 1000 Objekte hat die Firma auf ihrer Webseite als Vorlagen bereitgestellt und selbst "Patronen" haben die für derzeit 3D Choco, 3D Pasta, 3D Marzipan und 3D Fondant im Angebot, ansonsten können die Leute ihre eigenen Lebensmittelpasten verwenden. Was kostet der Spaß eigentlich? Der "Procusini" ist je nach Ausführung für zwischen 2.000 und 3.000€ zu haben. Da die Konkurrenz das Geschäft belebt, wird das durch Hersteller aus Spanien und Holland in Zukunft sicher auch noch preiswerter. Für den kleineren Geldbeutel des einfachen Endverbrauchers hat Print2Taste mittlerweile aber auch was im Angebot: Im letzten Jahr begann man mit dem Verkauf eines reinen 3D-Schoko-Druckers für daheim und der lässt sich schon für 298€ erwerben. Wenn ich mir das so überleg: Eine Torte mit dynamischer Schokoverzierung oder Dynamo-Pralinen ... ich gloob, ich muss ma wieder Lotto spielen!


    Ich bleib nochmal bei Schokolade und schließ mal Kekse mit ein. Wir hatten ja früher so einige Keksmarken und bis heute sind die in nem gutgehenden ostdeutschen Haushalt nicht wegzudenken. Ob nun Cottbuser oder die von Wikana oder auch der Klassiker von Hansa, sie waren und sind gut, besser, am Besten. Gestern hab ich nach langer, langer Zeit mal wieder nen Kalten Hund gemacht und natürlich kamen da, wie damals schon bei tausenden DDR-Omis über die Schulter blickend mitzuerleben, die guten alten Hansa-Kekse rein. Habsch gestern Abend glei ä großes Stückl gefressen und an meine Oma gedacht, weil in der ihrer geerbten alten Aluform habsch den Hund zum Erliegen gebracht, hähä. :mampf: Nu gabs ja die gezackten Kekse och im Westen, die Werbung damals war ansprechend, aber vom Geschmack her - mior war'n besser! Eines der bekanntesten westdeutschen Kombina.. ähhh Unternehmen war und ist Bahlsen mit Sitz in diesem kleinen niedersächsischen Dorf, was wir heute eigentlich zum Bäbbeln heimsuchen wollten. Schon von jeher haben die ne ordentliche Produktpalette, ab und an triffts auch meine Geschmacksnerven. Für Zwischendurch gibts da z.B. so längliche Packungen mit dünnen Waffeln drinne, die rundrum ne Schokoglasur mit Vollmilch- oder Bitterschokolade haben. Mir dürfte man sowas nich unter die Nase halten - die Packung wär in Nullkommanix alle. Ja und jedenfalls gibts diese Packungen schon seit 60 Jahren bei Bahlsen und weil der südliche Kontinent nunmal ein großer Kakaobohnenhersteller ist, wurde dem damals mit Produktherausgabe Rechnung getragen und diese Waffelpackung Afrika genannt. Bis hierher alles in Ordnung.


    Nu kam vor paar Wochen der Valentinstag und die von Bahlsen wollten ihren Teil dazu beitragen und posteten auf Instagram jenes gut gemeinte Bildchen hier. So, nu sind aber auf Instagram auch ganz besondere Spezies unterwegs, auch am Kampftag der Blumenhändler und Pralinenhersteller. Und denen schwoll bei dem Anblick der Kamm: "Waaas, wir kennen zwar Bahlsen, aber diese Über-Ober-Hyperrassisten erdreisten sich diesem armen Gebäck so einen Incorrectness-Namen zu geben? Auf den multimedialen Scheiterhaufen mit ihnen, oh Shitstormfeuer - wehe und loder du nach Hannover!" Das war meine Version, eine der echten ging, verbunden mit nem #alltäglicherrassismus, in Neudeutsch so: "Ein brauner Keks, der Afrika heißt? For Real?" Bei Bahlsen sammelte man sich erstmal um dann wahrheitsgemäß zu antworten: "Hallo zusammen, wir möchten hier betonen, dass uns rassistische Gedanken mehr als fernliegen. Der Name Afrika wurde ausgewählt, weil Afrika der größte Produzent von Kakaobohnen auf der Welt ist und der Name damit perfekt zu unseren vollschokolierten Waffeln passt. Das Produkt Afrika bieten wir unter diesem Namen bereits seit über 60 Jahren an." :nuke:


    Das reichte den Übercorrectness-Fetischisten aber nicht und man kam zur Hochform mit: "Das Argument ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ zieht nicht mehr so ganz, finde ich. Alle sagen immer, man muss mit der Zeit gehen. Warum dann doch dieser Name? Könnte nach 60 Jahren ja mal aufgefrischt werden, was meint ihr?" Hior, das Herzblut macht euch nen Vorschlag "African Wafers" - na wie wärs :anmach: ... hä, das passt euch mit der Zeit-Gehern och nich? Die Aluhüte schepperten noch lauter, es wurde auch nicht vor Verbindungen mit Hanau gescheut, wir kennen das ja auch von der Fadenkreuz-Diskussion unlängst. Herr May von AnnenMayKantereit befürwortete die unsägliche Diskussion auf seine Art: "@bahlsen anstatt immer nur den gleichen Text abzuleiern, einfach mal drauf eingehen und überlegen, ob das so alles seine Richtigkeit hat. Ist nicht so schwer und nicht so schlimm." Hior du 28jährige Fachkraft, die ham nicht immer nur den gleichen Text abgeleiert, sondern nur einmal und sind damit auch drauf eingegangen, weil und damit es seine Richtigkeit hat, es war und ist ne Würdigung der Leistung eines Kontinents. Und du warst noch Quark im Schaufenster, da ham deine Großeltern schon die herrlich leckren Afrika-Schachteln leergefuttert. Euer Rad, was ihr nochmal neu erfinden wollt, is viereckig! :vogelzeigen:


    Ja und Bahlsen? Die hauten nun nochmal in die Tasten: "Viele von euch haben sich intensiv mit unserem Produktnamen Bahlsen Afrika auseinandergesetzt und hier kommentiert. Eure Meinungen und die Kritik nehmen wir sehr ernst. Wir distanzieren uns von Rassismus und Diskriminierung in jeder Form. Aus euren Kommentaren haben wir unterschiedliche Meinungen herausgelesen. Einige assoziieren den Produktnamen mit Rassismus, während andere die Diskussion um den Produktnamen nicht nachvollziehen können und finden, dass genau dieses Schubladendenken Rassismus fördert. Wir haben dieses Produkt vor 60 Jahren ins Leben gerufen und damals wie heute lagen uns rassistische Gedanken mehr als fern. Um zu vermeiden, dass unser Produkt Assoziationen mit Rassismus hervorruft, arbeiten wir bereits an einer Umbenennung." :motzen: NEIN - lasst euch doch nicht von genau diesen Schubladenerfindern an den Haaren durch die Manege ziehen! Das war meine Version, hier paar bei Instagram: "Kann mir irgendjemand sagen, was daran rassistisch ist?“ und "Darf man das Wort Afrika überhaupt noch sagen? Oder darf man Schokolade noch essen, ohne dass man Angst haben muss, als Rassist bezeichnet zu werden? Mann, ist das alles beknackt." Danke!!! Und ich will gar nicht drüber nachdenken, was bei diesen Experten im Dampfkessel brodelt, wenn ein Hersteller seine Pralinen mit WEISSER Schokolade als das Nonplusultra bewirbt.


    Ich komme zum Schluss: Der Sarotti-Mohr heißt Sarotti-Mohr, weil die Firmenzentrale in der Mohrenstraße steht, eure Erdnussflips werden auch zukünftig von uns regional mit "Hunneferzln" betitelt und ich sage auch weiterhin zu euren gesalzenen und gerösteten Erdnüsschen Kameruner. Schiebt euch heut Nachmittag euer afroamerikanisches Schaumtörtchen mit Schokoglasur und ner Waffel untendran in die Kauleiste, bis es zu den Ohren rauskommt. Ich werde euch dann keinesfalls ein weißes Taschentuch reichen...da könnter warten, bis ihr schwarz werdet. Hört ihr? SCHWARZ!


    Und Corona, du bist genau so'n Blindgänger! Schönen Sonntag und bleibt gesund, euer Herzblut. :victory:

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  • @Schmiddie, weshalb sollte ich dir böse sein? Drum nannte ich das vor Jahren hier auch Stammtisch. Ich akzeptiere und respektiere deine Meinung, mach das im Umkehrschluss mit einem konservativen Menschen, der sich eher links Zuhause fühlt, bitte genauso. Meine persönliche Meinung muss nicht die Richtige sein, deine aber auch nicht. Ich bin hier angetreten, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen und dies auch entsprechend zu transportieren. Irgend einen Mainstream bedienen is bei mir aber nicht. Damit verändert man nix, die Lebenserfahrung hab ich genügend gemacht.


    Danke und schönen Sonntag.

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  • Da politische Diskussionen nicht erwünscht sind, möchte ich nur folgendes noch dazu sagen:


    - man ist zwar nicht gleich ein Rassist, wenn man Stereotype vergangener Jahrzehnte wiederholt. Aber etwas Reflexion wäre angebracht.


    - Die Schlagworte der neuen Rechten weiter zu tradieren hat nichts mit Konservatismus zu tun.


    - anderen Leuten abzusprechen, dass ein Problem bei etwas besteht und dann selbst die eigene Befindlichkeit voran zu stellen, das hat schon was hybrisches.


    Ich halte dich für einen intelligenten, humorvollen und reflektierten Menschen. Aber in letzter Zeit macht sich bei mir der Eindruck breit, dass du in eine reaktionäre Richtung tendierst, und was ich eigentlich an dir schätze langsam schwindet.

  • Mensch Herzblut, lass dich von den politisch korrekten Mensch*innen doch nicht so ärgern.
    Nächste Woche haben die schon eine neue Sau gefunden, die sich durchs Twitterdorf treiben lässt.


    Wobei ich zugeben muss, dass es schon ein wenig amüsant ist.
    Einen Schokokeks, der Afrika heißt, als rassistisch sehen. :D
    Man muss selbst schon extrem rassistisch denken, um auf so einen Blödsinn zu kommen.


    Aber eine Frage noch zu deinen regionalen Ausführungen:
    Von meiner Oma kenne ich es, dass sie die Erdnussflips immer als Kameruner bezeichnet, nicht die Erdnüsse.
    "Hunneferzln" habe ich dagegen noch nie gehört.
    Ist das vielleicht nur in der Chemnitzer Gegend so oder verwechselt da meine Oma etwas?

  • ...
    Wobei ich zugeben muss, dass es schon ein wenig amüsant ist.
    Einen Schokokeks, der Afrika heißt, als rassistisch sehen. :D
    Man muss selbst schon extrem rassistisch denken, um auf so einen Blödsinn zu kommen.

    Als ich das Anfang der Woche im Radio gehört und anschließend bissl recherchiert hab, hatte ich haargenau das gleiche Amüsement und die selben Gedankengänge wie du. Aber hast schon Recht, mittlerweile ruhe ich wieder in mir und genieße sowas. Köstlich! :D Und innerlich bereite ich eigentlich schon wieder den nächsten Stammtisch vor.

    Aber eine Frage noch zu deinen regionalen Ausführungen:


    Von meiner Oma kenne ich es, dass sie die Erdnussflips immer als Kameruner bezeichnet, nicht die Erdnüsse.
    "Hunneferzln" habe ich dagegen noch nie gehört.
    Ist das vielleicht nur in der Chemnitzer Gegend so oder verwechselt da meine Oma etwas?

    Das mit den Hunneferzln ist tatsächlich ein (vom Aussterben bedrohter) Begriff aus der Chemnitzer Gegend und noch bissl ins Erzgebirge rein. Beide Begriffe, also auch die Kameruner, hab ich als kleines Kind auch von der Oma mitbekommen. Dass woanders in Sachsen die Erdnussflips (natürlich die guten Wurzener :D ) als Kameruner bezeichnet werden, wusste ich bis eben auch nicht, hamwer wieder ne Bildungslücke weniger.

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  • Wobei ich anmerken muss, dass sie zwei Begriffe dafür hat.
    Einmal sind es die Kameruner, manchmal aber auch die Engerlinge.

  • Ha, das hatte ich glatt vergessen, denn den Begriff sagen wir hier auch noch dazu.

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  • Heimatliche Weisen - vom guten Essen bis zum...egal...


    Es ist ein schöner Sonntagmorgen. Die Kirchenglocken läuten, die Sonne lacht und ein paar Familien radeln mit ihrem Nachwuchs und ordentlich Proviant in ihren Campingbeuteln quer durch die Botanik Richtung Feld, Wald und duftender Wiese. Man sieht ne Katze, die mit einer Arschruhe im hohen Gras wartet, bis das Ehepaar Maus nach dem Frühstück endlich ausm Haus tritt, derweile geht Jason-Jeremias mit dem Familienhund Gassi und die zurückbleibenden Haufen verschönern ab jetzt und bis zum übernächsten Regenguß den Fußweg. Also die vom Hund. Biegen wir nun also an der herrlich blühenden Kastanie um die Ecke und eine innere Freude macht sich breit - sie steht noch, unsre Stammtischkneipe. Ein großes Schild am Treppenaufgang verkündet die frohe Botschaft "Seit Freidach därfmor wieder brutzln un das is fein - gegess'n wärd awor draussen, drum geht nich nein!" Eine gutgelaunte Frau mit Wischtuch vorm Gesicht schleppt zusammen mit nem bebrillten und mit Totenkopf-MNS dekorierten Männlein 4 große dampfende Kübel in den Garten. Endlich stehn die Dinger auf nem vorbereiteten Tisch. "Scheiße, sin die Griebel heeß, isch wollt mor eischndlisch nich nor am Sonndach de Pfoodn forbrenn' hior!" :motzen: Sie rückt sich feixend das verrutschte Wischtuch wieder über die Nase "Nu was'n, off dor Kellordrebb' gansch nich kochen. Meggor nich so rum, sonst gibts nix zu fuddorn!" Das Männlein packt fluchend seine Schmiege aus und rückt grad die Tische und Stühle abstandsvorschriftsmäßig zurecht, da kommt die Meute. Die Meisten mit irgend nem Scheuerhader vorm Fressbrett und unsre beiden Werktätigen werden stilvoll mit schaukelnder Wampe und Gelächter begrüßt: "Na, mit wem hamwers denn hier zu tun - ein trauriges Banküberfallkommando in Mutter Natur, weils bloß paar Kochtöpfe im Tresor gab?" :D Die Frau fuchtelt mit ner großen Kochkelle, das Männlein mit der Schmiege "Das hamwer gerne, paar Wochen sin grad ma rum un die stängorn genauso wie immer...dort driehm steht Desi-Zeuch, sonst gibts nüschd zu essen. Awor matscht nich so dormit rum, das Gelumbe is knapp un soviel Knete hamwer nich!" Sie befolgen lachend und dennoch artig das Befohlene, in der Zwischenzeit stellt die Frau 4 vorbereitete Schildchen vor die Kübel: "Soljanka", "Saure Kartoffelstückchen mit Wiener", "Naggsche Männeln" und "Kartoffelsuppe mit Bocki". Das Männlein kümmert sich derweile ums Fassbier und fährt seine Schmiege auf 1,50m Abstand aus: "Kommt mior ja nich näher, sonst sauf'sch euer Bier alleenä!" Unsre Gäste sind ganz angetan vom 4-Gängemenü und den duftenden Brötchen, die Mägen knurren und so wandert Kelle um Kelle auf die Teller. Das Männlein setzt sich mit der Frau in Hörweite an nen kleinen Tisch, wischt sich die Brille sauber und nimmt zum sonntäglichen Stammtischgebet seinen Bazillenlappen von Mund und Nase...


    Na is das ma ne bomforzschionöse Speisekarte...Ja oder Ja? Bevor das komplett in Vergessenheit gerät oder uns von Fremden mal wieder ne Salve der Ahnungslosigkeit heimsucht, begeben wir uns mal kurz in die DDR-Küche. Dort wo man trotz überschaubarer Auswahl mit viel Kreativität und Leidenschaft die herrlichsten Gerichte zurechtzauberte bzw. den Backofen zum begeisterten Glühen brachte. Ein Buch fand sich wohl in jedem DDR-Haushalt - das gute alte "Wir kochen gut" vom Verlag für die Frau in Leipzig. Erstmals erschien es 1979 und hat mittlerweile die 41. Auflage hinter sich. Ob nun Rouladen, eine Soljanka mit Brötchen, warmes Eckchen oder einfach nur paar Blinsen, auf neudeutsch Eierkuchen ... und nich etwa Pfannkuchen!!! ... es werden wohl viele diese damals preiswerten und satt machenden Rezepte bis heute verinnerlicht und nur leicht abgewandelt haben. Die Zutaten waren überschaubar, das Anstehen in den Läden waren wir ja eh gewohnt, am Ende haste so immer irgendwas im Einkaufsnetz mit heemä geschleppt. Gehungert hat bei uns deshalb niemand und Not gabs auch keine, nur manchmal Mangel, wie zum Beispiel bei frischem Gemüse oder Obst. Und da kamen dann auch die unzähligen Kleingärtner zum Zuge, nicht selten wurde so auch der eine oder andere Konsum oder die Gaststättenbetreiber beglückt. Unsere Suppen waren und sind bis heute unerreicht: Bohneneintopf, Möhrensuppe, saure Kartoffelstückchen, süß-saure Flecke, Soljanka und natürlich das, was für ordentlich Musik kurz unterm in der Hosentasche befindlichen Stielkamm sorgte - naggsche Männeln oder auch der in der Schulspeisung "beliebte" Weißkrauteintopf mit Konsumbrot. :schreck: In den gehobenen Gaststätten wurde man dann vielerorts mit nem Goldbroiler, nem Würzfleisch mit Weißbrotbemme, ner Grilletta, ner Krusta, nem Steak mit Letscho und mit Petersilie zugeschütteten Kartoffeln gesättigt, dies natürlich nur mit nem vorherig artigen Befolgen jenes Schildes "Bitte warten - Sie werden platziert!" In der Kneipe nebenan gings meist gut bürgerlich, demzufolge ebenso lecker und nicht selten auch üppig im Fettgehalt zu, ein kleiner obligatorischer Verteiler oder wenns halt nich mehr ging, die Dreierlei Tropfen, habens wieder im Magen ausgeglichen. In so mancher Bahnhofskneipe oder Betriebskantine wurde alles verfügbar Fleischige meist erstmal paniert, bissl Mischgemüse ausm Glas dazu und Kartoffeln, die in ihrer Zubereitung selbst manch Bördebauern ein beleidigtes Gesicht entlockten. Aber wir sind satt und groß geworden und unsre Geschmacksnerven funktionieren genau deswegen nach wie vor. Was das Backen angeht, macht uns eh niemand was vor, alleine schon die Quarktorten ... nee, nich Käsekuchen, so heeßt das nich ... die Eierschecke, der Mandelkuchen, Omas Biskuitrollen und Quarkbrötchen, da leeft einem heut noch das Wasser zwischen die Lefzen und wenn die Backofentür aufgeht ... oahr, der Duft!


    Na und wennde ordentlich gefuttert hast, musste ja auch mal...kennt ihr auswärtigen Leser Rochlitz? Is ne kleine schnucklige Stadt nördlich von Chemnitz und die hat auch ein wunderschönes Schloss. Und dort gabs bereits 2012 ne Ausstellung, die sich dem Thema rund ums stille Örtchen widmete. Das lief so gut, dass ne Wanderausstellung an 6 bundesdeutschen Standorten mit 165.000 Besuchern draus wurde, nun hieß es zurück nach Rochlitz und dort wieder ins Töpfchen geschaut. Piekfeine Latrinen aus römischen Villen, Latrinen mit mehr als 30 Sitzen, ne Klopapier-Werbebriefmarke, die Geschichte des 1400 erfundenen Kackstuhls oder der einfache Nachttopf in allen möglichen, auch lustigen Ausführen, wie mit nem integrierten Wasserstandspegel - 80 Objekte kann man dort wieder bestaunen. Und paar Kriminalgeschichten über ehemalige Herrscher allein aufm Donnerbalken, Titel "Tod aufm Abort", dürfen natürlich auch nich fehlen. Schon gar nicht die im Mittelalter allgegenwärtigen so bezeichneten Scheißnasen zum Rausmschmeissen der Fäkalien. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, sowas zusammenzustellen und wichtig ist auch hier was hinten bzw. am Ende rauskommt. Und so war wohl die Suche nach nem prägenden Titel der Ausstellung das Einfachste - nämlich "Drauf geschissen!" ;D Hamwer uns auch früher immer gedacht, wenn der Weißkrauteintopf oder das Letscho mit dem Steak endlich runter war.


    In diesem Sinne: Hast du Sonne im Herzen und Zwiebeln im Bauch, dann kannste gut ferzen und stinken tuts auch! Oder ums mit Bud Spencer zu sagen - "Hoffentlich hälts die Hose aus." :klatsch:


    Guten Schuss dann und schönen Sonntag, euer Herzblut :winke:

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    Einmal editiert, zuletzt von SGD-Herzblut ()

  • Na is das ma ne bomforzschionöse Speisekarte...Ja oder Ja? Bevor das komplett in Vergessenheit gerät oder uns von Fremden mal wieder ne Salve der Ahnungslosigkeit heimsucht, begeben wir uns mal kurz in die DDR-Küche. Dort wo man trotz überschaubarer Auswahl mit viel Kreativität und Leidenschaft die herrlichsten Gerichte zurechtzauberte bzw. den Backofen zum begeisterten Glühen brachte. Ein Buch fand sich wohl in jedem DDR-Haushalt - das gute alte "Wir kochen gut" vom Verlag für die Frau in Leipzig. Erstmals erschien es 1979 und hat mittlerweile die 41. Auflage hinter sich.

    :schreck:


    Ich hab' hier die Originalausgabe von '79 ..

  • Gut aufheben, Wertsteigerung inklusive. :nuke:

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  • Von ner Milchmädchenrechnung, drei Kugeln Eis, ner Pferdebockwurschd und Pupertätspickeln auf Wanderschaft


    Ziemlich windig isses heute und so hat unsre Wirtin zusammen mit diesem Männlein mit der immer wieder gleichen Totenkopf-MNS (die neuen kommen erst noch, dann wird aber hior bei dem Anblick gespurt!!!) in unsrem netten Lokal die Tische etwas weiter auseinander gestellt. Ne alte Tafel kündet außerdem von der maximalen Auslastung, die auch heut so ziemlich erreicht ist. Die Bestellungen sind notiert, das erste Bier des Tages gluckert auch bereits die trocknen Kehlen runter. Nur unsre Wirtin schaut in ihrer privaten Ecke immer wieder missmutig in nen großen Aktenordner. Diverse Nachfragen finden auch ne prompte Antwort, es geht um die Steuer, es geht um Gesundheitsauflagen und es geht dabei auch um die 4. eingereichte Kopie vom 3. Nachweis vor 2 Jahren. Das Männlein hat großes Mitgefühl mit unsrer aller Chefin, besonders nach seien eigenen Erlebnissen der letzten beiden Wochen. "Ach Chefin - nor, die machen uns das Lähm zur Hölle?" Sie nickt genervt "Da sachste was, ham die jetz nüschd Besseres zu tun, als einem ihren alten und selbst verbummfidelten Mist um die Ohren zu hauen?" Er winkt verächtlich ab "Ich merk schon, unsre Halsschlagadern sind die gleichen ... warte ma ... hior, hört ma alle her, was ich euch heut zu erzählen hab. Aber setzt euch besser vorher hin, sonst fallt iohr um!"


    Einmal im Jahr muss sich auch so mancher Museumsmitarbeiter naggsch, weil aufstockenderweise, vorm Vater Staat ausziehen. Meine Unterhosen waren dabei stets sauber, weil Streifschüsse von bisher unentdecktem Vermögen, wie Ölgemälden, Beteiligungen an Marine-Handelsgesellschaften oder Fußballbildersammlungen dabei nie vorkamen. Die angeforderten Unterlagen wurden zeitnah von mir vorgelegt, auch wenn das mit kaufmännisch fundiertem Arbeiten in der Menge gar nicht nötig gewesen wäre. Kam mal vom Vermieter ne Rückzahlung - Herzblut, is ne Einnahme und bevor die dir vorn Koffer sch...so auch dieses Jahr. Da bei mir im Januar auf Arbeit die wöchentliche Stundenzahl erhöht werden konnte, hab ich noch im Dezember 2019 ne entsprechende Veränderungsmitteilung und im Januar die aktuelle Einkommensbescheinigung versandt. Ende Januar kam ne üppige Rückzahlung vom Vermieter, auch das wurde postwendend von mir mit der ausdrücklichen Bitte um Verrechnung auf die nächstmögliche Aufstockerleistung angezeigt. Die Tage, Wochen und Monate vergingen, das Amt überwies immer den gleichen Betrag - nanu, wollen die meine/ihre Knete nich? :heulen:


    Wollnse doch...aber nich so, wie du dachtest, Herr Kunde Herzblut! Letzte Woche flatterten 2 nette Briefchen jener Herberge für besondere Arbeits- und Denkweise ins Haus, bei deren Anhörungs-Inhalt ich mich erstmal setzen musste.


    Nr.1:
    Ich hätte im Januar eine Vermietergutschrift eingereicht, die Aufstockerleistungen wären aber bereits angewiesen worden. Ja eben, war mir auch klar, drum hab ich ja um nächstmögliche Verrechnung gebeten, was habt ihr seitdem mit den Unterlagen und überhaupt sonst noch gemacht? Darunter stand die Feststellung, ich hätte ab Juli 2019 aus meiner Tätigkeit ein höheres Einkommen als bisher angerechnet erzielt. Hierzu muss man sagen, dass sich ab Juli 2019 die sog. Gleitzonenregelung geändert hat, bei der du paar Pfenge mehr rausbekommst, als kaufmännisch Bewanderter weiß man das. Auch dies wurde von mir mit ner Veränderungsmitteilung und Lohnbescheid gemeldet. Deren Feststellung lautet nun dahingehend, dass ich die Mitteilungspflicht verletzt hätte, also den Herrschaften alle Änderungen in den Verhältnissen mitzuteilen. Wortwörtlich: "Dieser Verpflichtung dürften Sie zumindest grob fahrlässig nicht nachgekommen sein". ;D


    Nr.2:
    Ich hätte während der Zeit vom 01.01.2019 bis 31.05.2019 bei meinem Arbeitgeber ein bisher höheres Einkommen als bisher angerechnet erzielt. Nu isses ja so...könnt ihr noch? Also, mit dem 1. Januar 2019 hat sich ja der Mindestlohn erhöht, das hieß im Dezember Veränderungsmitteilung fortschicken und im Januar dann den Einkommensbescheid ausm Lohnbüro nachreichen. Wurde getan, auch damals gabs ne Gutschrift vom Vermieter, die wurde spannenderweise auch im März 2019 mit verrechnet. Irgendwann einen Monat später war bei denen aber offenbar das Butterbrotpapier alle und irgendwie müssen die ja auch für 5 Wochenarbeitstage ihre Bemmen einwickeln. Also bekam ich im Mai nach Einreichen des Weiterbewilligungsantrags die Aufforderung, doch bitteschön alle Lohnbescheide von Januar bis Mai vorzulegen.In deren offiziellen Formularanlage zum Nachweis der Einkommensverhältnisse steht übrigens unter 3. Folgendes: "Bitte lassen Sie die Einkommensbescheinigung vom Arbeitgeber ausfüllen oder legen Sie eine Verdienstabrechnung vor. Aber nu gut, dachte ich mir seinerzeit - bevors das Malfabrot dort krumm zieht, willste ma nich so sein. Doch kommen wir zurück zum nach Sage und Schreibe 1 Jahr und 5 Monaten festgestellten höheren Einkommen, dies mit dem interessanten Nebensatz "Hierbei kommt es nicht auf persönliches Verschulden an": Da haben die also sämtliche Unterlagen vorrätig, sogar mehr als nötig und nutzen diese aber nicht zum korrekten Berechnen, sondern drücken einfach mit den alten Werten auf "Print" und zack - sauber isser, der Schreibtisch. Spätestens jetzt fällt jeder, der beruflich mit Tiefenprüfungen in der freien Wirtschaft befasst ist, weinend unter Selbigen. Hier aber haben wirs mit ner Körperschaft öffentlichen Rechts in Selbstverwaltung zu tun, die mir schlussendlich noch mitteilte, dass sie verpflichtet wäre, wirtschaftlich zu handeln :D und deshalb auch bestehende Forderungen geltend zu machen. Und dass ich mit einem dafür beauftragten Inkassounternehmen über die Zahlungsmodalitäten verhandeln könne, ich bekäme dazu noch Post.


    Zusätzlich erhielt ich mittlerweile aber noch 2 Briefe. Im ersten offenbarte man mir, dass jetzt ein Bescheid von 2017 endgültig bearbeitet und zu meinen Gunsten in der Höhe leicht angepasst wurde. Der zweite Brief war ein aktueller Bescheid. Am Telefon sagte man mir vorab, dass dafür kein Weiterbewilligungsantrag zu stellen sei, wegen Corona würde der alte Bescheid bis Ende August weiterlaufen. Dies ausdrücklich ohne Einreichen irgendwelcher Unterlagen. Im nun erhaltenen Bescheid steht, dass man die Bewilligung gleich bis Ende Mai 2021 verlängert hat. Ihr ahnt, dass das mit den dafür womöglich zu Rate gezogenen Werten durchaus nochmal spannend werden könnte... :O


    Liebe Steuerzahler/Innen! Der Onkel Herzblut dankt für eure finanzielle Teilunterstützung, er kommt dafür über 40 Stunden die Woche zwei anerkannten Tätigkeiten nach. Die eine halbtags mit regulärer Entlohnung, die andere ehrenamtlich und ohne jeden Pfennig, indem er Vater Staat täglich unter die Arme greift und pflegerisch im privaten Bereich ackert, dafür gibts dann später bissl mehr Rente. Ihr bezahlt aber noch jemanden und ich sag euch auch, wen: Diejenigen, die wie oben geschildert in mehrfacher Hinsicht so erschreckend mit eurem Geld umgehen: Als Vorgesetzte, die mit internen Dienstanweisungen auf nem sehr dünnen Seil von allgemeinen Dienstvorschriften und Datenschutzregelungen tanzen. Und als ausführende Beamte und Gehaltsempfänger, vom kaufmännischen Handwerk ganz zu schweigen. Denn das soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben - der Rückforderungsbetrag summiert sich bei mir durch diese monatelange inkompetente und im Ton auch noch gegen mich anmaßende Arbeitsweise auf 850 €. :look: Mittlerweile hab ich von Fällen erfahren, da geht die Summe noch etwas höher. Und das hat nichts mit der momentan wichtigen Bearbeitung von Kurzarbeitergeldanträgen zu tun, auch da häufen sich die Fälle, dass die Antragsteller auch nach über 2 Monaten und bei laufenden privaten Kosten noch keinen Pfennig gesehn haben. Ich habe mich bzgl. meiner Anhörungen natürlich erstmal von ner unabhängigen und vom Jobcenter auch wegen deren Erfolgsquote nicht so beliebten Einrichtung beraten lassen und anschließend inhaltlich und rhetorisch umfassend geäußert, der letzte Satz lautete so: Das Weiterleiten dieser Stellungnahme an die Aufsichtsgremien des Jobcenters behalte ich mir im Bedarfsfall vor.


    Ach ja, Männertag war ja auch noch: Herzblütige Radwanderung, im Eiskaffee des Vertrauens gabs 1 Kugel Nougat, 1 Kugel Eierlikör und 1 Kugel weiße Schokolade in ner Waffeltüte und weitergestrampelt. Gegen Mittag ne exorbitante Pferdebockwurschd, mior dor egal, of welcher transsilvanischen Wiese der Klepper Anfang der Woche gekidnapped wurde. Besoffene Jungspunde mit grausamer und jeden Isländer beleidigender Mucke hamwer och begutachtet, gegen Nachmittag lagen die dann ferdsch am Radweg, die Eierschalen hinter den Ohren ham wohl gekratzt und der Allehol war halt nich so nahrhaft wie Muddis Fruchtmilch. Paar sagen wir mal etwas erheiterte Weiber auf Tour :ekstase: hattsch unterwegs och wieder an de Speichen, jedes Jahr der gleiche Mist, wird langsam zum Running Gag. Und an nem steilen Anstieg ham mich nach gut 20km 5 feixende Rentner mit ihren scheiß E-Bikes überholt, verfluchte Bande! Mor hats nich leicht...


    Schönen Sonntag, euer Herzblut. :bierkruege:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Herr Richter, was spricht er...wenn die grauen Zellen dem, was auf der Zunge is, nen Streich spielen


    Die Wirtin schaut heut ziemlich genervt und schaut ratlos quer durchs Lokal, unser grad unter großem Hallöchen reingeschlendertes Herzblut kann das gar nich mit ansehn: "Mensch Chefin, was is'n heut los hior, hast du's Rezept fürn Pfingstochsen verbummelt?" Ihre Laune wird nich besser "Nee, ich weeß nich mehr, wo ich vor ner Stunde die Sitzauflagen für Draußen hingestellt hab, die Leute komm' doch dann alle..." Er winkt ihr zu und bittet sie ans Fenster "Meenste die Kissen da draußen, die da so schön auf den Sitzen festgetackert sind?" Sie schlägt sich an die Birne "Was, das habsch schon längst gemacht, oahr nee, mor wärd alt!" Mit nem beruhigenden und augenzwinkernden "Geht'n Menschen wie'n Leuten" macht er sich auf zum feixenden Stammtisch. "Da gibts gar nüschd zum Lachen, helft mior lieber ma weiter: Ich hab diese Woche im Radio ne Reportage über bekloppte Gerichtsverfahren und ihre Urteile gehört und da sprach einer von "Herr Richter, was spricht er." Und da fiel mir ein, dass kennste doch noch von früher, das war doch mal ne Rubrik in irgend ner Zeitschrift. Und ich komm einfach nich drauf, wie die hieß." Man gibt ihm nen Tipp, es wäre ein Buch eines Richters mit lustigen Urteilen. "Nee, das mein' ich aber nich, das was ich mein, war schon in der Däderädädää - fordammisch, wie hieß denn die Zeitung? In der Trommel und in der Frösi wars nich...wars das ND, oder die Wochenpost, die FF Dabei oder sogar der Eulenspiegel? Nu helft mior doch ma!" :amkopfkratz: Man gibt ihm stattdessen zu bedenken "Gnihihie, den Eulenspiegel haste doch nur wegen der letzten Seite gelesen, da altes Funzel-Ferkel..." Mit nem strahlenden "Iohr Blödmänner, nüschd wisst'er mehr!" geht er in seiner heutigen Andacht lieber seinen richterlich gehörten Gedanken nach, bevor er die auch wieder vergisst:


    Ich glaub, ich hab das hier schon vor paar Jahren...Mist, es geht schon wieder los, ich weeß es einfach nich mehr. Na jedenfalls gabs seit Jahren im oberbayerischen Erlkam bei Holzkirchen einen Nachbarschaftsstreit wegen dem Geläut von Kuhglocken, die eigentlich auf den Namen Schellen hören. Ein in jener Gemeinde wohnendes Ehepaar fühlte sich in der dörflichen Ruhe der erworbenen Hacienda vom Gebimmel und dem ab und an landwirtschaftlichen Jauchen...ähh Tschuldigung, Odeln muss das glaub ich richtig heißen...auf der Wiese der Nachbarsbäuerin derart gestört, dass sie mehrfach durch alle möglichen Instanzen klagten. Und zwar, weils doppelt ja besser hält, beide getrennt. Und beide bekamen jedesmal vom jeweiligen Richter ne Abfuhr, ließen aber nie locker. Diese Woche gabs nun nen Vorort-Hörprobetermin und ne letzte Verhandlung vorm OLG München. Die Richter begutachteten dabei 5 meist auf der Wiese liegende trächtige Kühe mit den Namen Sabine, Sandra, Melissa, Annika, Sabrina. Ein Glöcklein schellte fast nie, auch nicht, als sie auftstanden und gelangweilt guckten und so kam man zum Ergebnis, dass der Termin "aus unserer Sicht mehr oder weniger nutzlos verlaufen" wäre. :D Und die Bäuerin wäre dafür verantwortlich, weil sie kein Jungvieh auf der Weide präsentiert habe. Die klagende Nachbars-Ehefrau wollte unter anderem 21.000€ Schmerzensgeld wegen "gesundheitlicher Folgen des schlafraubenden Lärms", Kopfschmerzen und depressiver Verstimmung absahnen. Der Vorsitzende Richter meinte nach dem Messen mit ner App, selbst bei nem Abstand von 4 Metern zu so ner weiß-braunen Elsa hätte der Pegel nur etwas über 60db gelegen, der Richtwert wäre 65db, also Knete kannse sich schon mal abschminken. Davor war die Bäuerin extra mit 2 Testglocken ins Gericht gekommen und bekam auch was zu hören: Sie soll doch mal nachdenken, obs bei Landwirtschaften in der Nähe von Wohnhäusern normal sei, Kühe mit Glocken auf die Weide zu lassen. Also wir reden von Oberbayern! :balla: Jedenfalls wurde mit harten Bandagen um nen Vergleich gerungen, der nun so aussieht: Maximal 3 Kühe dürfen noch Glocken tragen, deren Durchmesser höchstens zwölf Zentimeter mit nem Zentimeter Toleranz betragen darf. Zudem müssen die Kühe bei 20m vorm Nachbarhaus auf der Weide anhalten, oder umkehren oder vor Muhhh-Lachen das Köpfchen schütteln, dass es Bimmelt, bis beim Pastor der Messwein sauer wird. Das Ehepaar muss nun mitsamt ihrem Anwaltsgeschwader zähneknirrschend stillehalten. Die Bäuerin indes fand treffende Worte: "Damit kann ich leben - aber dann muss Ruhe sein." Der nun geschlossene Vergleich ist übrigens exakt der Gleiche, gegen den jenes Ehepaar durch alle Instanzen klagte - und der stammt aus dem Jahre 2015. Und wenn die Beiden irgendwann mal im Schlafgemach in der Früh bei geöffnetem Fenster und frischer Landluft unter der Bettdecke Gefühle bekommen...erst Kikerikieee...dann Bimm...Bimmbimm - das nennt man glaub ich Kuhitus Unteruptus, Muhhhh...


    Hahaha, bei der Bettgeschichte - nu das fällt mir nu wieder ein, habs nochmal nachgelesen: Letztes Jahr klagte ein Ehepaar ausm Rheinischen auf Rückerstattung der 1.500€ für ihr gekauftes Doppelbett, ein sogenanntes Boxspringbett. Die Furzkapsel würde derart schwingen, dass man dauernd in die Besucherritze oder gleich ganz ausm Bett fallen würde und auch das Liebesleben wär im Allerwertesten. Es ging auch hier über mehrere Instanzen und letztendlich wurde ein Polstereimeister zum Probeliegen geordert und der stellte fest, dass selbst "bei heftigen Bewegungen" die Matratzen nur leicht schwingen, aber nicht verrutschen würden. Das LG in Düsseldorf befand daher, es würde sich um ne konstruktiv bedingte Tasache handeln und keinen Mängel darstellen und es wär wohl klar, dass ne Matratze in ner herkömmlichen Koje weniger verrutschen kann, als in deren Boxspringbett, den Nachteil habe man schon beim Kauf hinzunehmen. Und zum Schlafen als eigentlichen Zweck wär das Bett ganz gut geeignet. Hmm, jede Wette, die haben das wörtlich genommen...in ihren Trieben boxend von einer Matratze auf die andere gesprungen - da musst du
    einfach rausfliegen oder in der Ritze landen! ;D (LG Düsseldorf, 9.5.2019, AZ 19 s 105/17)


    Die beiden habens wenigstens schön warm im Hejabettchen, stellt euch mal vor, du kommst heemä und es fehlen in der Wohnung die Wände und das Dach! So gings nem Mieterpaar um den Jahreswechsel herum in Köln. Irgendwann Anfang Januar kamen die nach paar Tagen Abwesenheit wieder heim - und hatten gar keens mehr, alle Innenwände eingerissen, Fenster und Dach waren auch weg, die Möbel schlummerten derweile unterm Bauschutt. Was war passiert? Eine Anwältin für Bau- und Architektenrecht und gleichzeitig als Vermieterin auftretend wollte jene Wohnung so mir nichts, dir nichts sanieren (Nachtigall, ick hör dir...) und schickte ne tatkräftige Handwerkerschar zu jener Wohnung nach Köln-Ehrenfeld. Die brachen die verschlossene und wie gesagt bewohnte Wohnung auf und schwangen ihre Bellos...ha, den Begriff vergess ich nie! :D Ja und die entsetzten Mieter hatten mitten im Januar ne Limousinen-Wohnung mit offenem Verdeck. Anfang Mai gabs nun ne mündliche Verhandlung am AG Köln, bei der die Vermieterin und Anwältin behauptete, es sei ne abgesprochene Sanierung gewesen und das Gerichtsverfahren wär ne reine Schikane gegen sie. Die Mieter indes fanden dafür den doppeldeutigen Begriff einer "kalten Räumung". Der Vorsitzende Richter konnte den Mietern durchaus folgen: "Wenn eine Wohnung abgeschlossen ist, tut der Wohnungseigentümer kund, dass er nicht möchte, dass jemand reingeht. Eine Woche später dann das Urteil im einstweiligen Verfügungsverfahren: Das Gericht entschied, dass die Vermieterin die Bewohnbarkeit der Wohnung für das Mieterpaar wiederherzustellen hat, "insbesondere durch die Wiederherstellung der Decke, der Außenwände einschließlich der Fenster sowie der Innenwände". Zudem darf die Vermieterin jene Wohnung nicht weitervermieten. :nuke: Rechtskräftig ist die Entscheidung noch nicht und man wünscht den Mietern, hoffentlich kommt die finale Entscheidung bald. Und dass da auch noch was bzgl. dem Schadensersatz für deren gleich mit zerklopptes Mobiliar geurteilt wird. Also der Vermieterin wünscht man 24h Kuhglockengebimmel im Akkord, bis sie dankbar ist, in ner Besucherritze nächtigen zu dürfen. Abartig und skrupellos und höchste Eisenbahn, diesem deutschlandweiten Wahnsinn ein Ende zu bereiten oder ihm zumindest die Grenzen aufzuzeigen.


    Schönen Sonntag und allen Pfingstochsen und Kindern morgen einen schönen Feier- und Ehrentag.
    Bimm...Bimmbimm, euer Herzblut :winke:

    Drei Buchstaben, zwei Farben, eine Gemeinschaft

    Pivotechnik ist kein Verbrechen
    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

  • Man lernt wirklich nie aus


    "Nu, wer bist denn du, dich habsch ja noch gar nich gesähn hior, bist du die neue Bedienung?" Mit nem andächtigen Strahlen mustert das grade hereinspazierte Herzblut das kleine Mädchen in der Kinderecke an ihrem Spiel- und Maltisch. "Gnihihie...nee du lustscher Onkel, ich bin jetz de kleene Wirtin, weil ich gehör zur großen Wirtin, nor Omi?" Unsre Chefin lacht sich eins und klärt seinen fragenden Blick auf: "Ja da guggste, das is meine Enkelin. Immer nur Homeoffice bei Mama und Papa is halt langweilig, heute lerntse ma bei uns was." Er schaut auf ihren kleinen Block, sie versucht sich am Rechnen. "Oahr Onkel, das is so schwer ... kannst du das?" Ja und bei so ner Stimme und solchen Kulleraugen...er schnappt sich nen Stuhl, winkt dem Stammtisch nur mal kurz feixend zu und setzt sich zu ihr. "Na da wollnwer ma guggn, ahh das Einmaleins, du das is ganz einfach, horch mior ma zu: 1 mal 1 ist 1, ist besser noch als keins. 2 mal 2 ist 4, ich spiel' nich gern Klavier. 3 mal 3 ist 9, wer's weiß, der kann sich freu'n. 4 mal 4 ist 16, auf der Wiese die Kühe nachm Grünzeug lechzen. 5 mal 5 ist 25, manchmal schmeckt die Butter ranzig. 6 mal 6 ist 36, denn alle Kinder rechnen fleißig. 7 mal 7 ist 49, wer's nicht glauben will, der irrt sich. 8 mal 8 ist 64, was du nicht lernen willst, das rächt sich. 9 mal 9 ist 81 und wer's bringt, der in sein Fäustchen lacht sich. 10 mal 10 ist 100, gibt's jemanden, den das wundert?" Die Augen der Kleinen werden immer größer, sie hält sich kichernd die Hände vor den Mund :ohje: und der Stammtisch erlebt nach einiger Zeit mal wieder vor Lachen fallende Köpfe auf der Tischplatte. "Mensch Herzblut, da is ja noch Einiges bei dir hängengeblieben, du aldor Schdreebor. Was hastn noch für Weisheiten off Lager? " Er lässt sich nicht zweimal bitten: "In der Schule gab’s für mich Höhen und Tiefen. Die Höhen waren der Fußball...Is nich von mir, is von Icke Häßler, der handelte wohl auch nachm Motto: Ein Haus voller Lehrer macht das Leben schwerer.” Man ist der einhellig belustigten Meinung, dass man eben nie auslernt und bittet ihn ungeduldig zum sonntäglichen Referat vorm Sauerbraten und Schwarzbier und so sei es denn.


    Diese Woche wurde ich beim durch die scheiß Sommerbaustellen mal wieder ewigen Warten aufn Bus Zeuge einer interessanten Diskussion von zwei halbstarken Fruchtzwergen und drei gleichaltrigen Mädels. Eh Aldor, deren Fremdsprache und sonstige Daherkommensweise wurde von mir ja schon des Öfteren unter die Lupe genommen, diesmal hat mich der Inhalt jener Fachgespräche brennend interessiert. Offenbar bevölkern die die gleiche, nee die selbe Klasse...oder doch die gleiche: Wir würden das ja jetzt kurz und schmerzlos schulische Schichtarbeit nennen, die sprachen aber von "Lernzeit" dorheemä und "Präsenzunterricht". Die einen dürfen nur die eine, die anderen nur die nächste Woche in die Schule und jeweils danach gibts Homeoffice für Heranwachsende. Eigentlich. Also wenn die Aufgaben vorher vom Lehrkörper relativ gut erklärt wurden und die Lernlust bei dem Wetter und divers zu entdeckenden Freizeitmöglichkeiten überhaupt vorhanden ist. Bei den Mädels war das hörbar richtig gut im Lot, die beiden Kerle aber...das Schuljahr fange ich schwach an und lasse dann stark nach...nu guddi, wie ich in Rufnähe vernahm, werden sie dieses Jahr eh alle irgendwie versetzt und die Zensuren würden auf Anordnung so lange hingebogen, bisses passt. Einer hatte dann doch bissl Muffensausen, weils wohl ab Montag wieder die Möglichkeit von Elternabenden gäbe und da käm wohl raus, dass er nix rafft und ne stinkend faule... :schwitz:


    ...und richtig - bei uns in Sachsen gilt ab Montag mal wieder ne neue Allgemeinverfügung zur "Regelung des Betriebes von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung und von Schulen", und die besagt Folgendes: Die Schulbesuchspflicht bleibt an den Grundschulen weiter ausgesetzt, die Schulpflicht (also das Lernen) weiter bestehen, ebenso die Gruppentrennung in den Schulen und die tägliche Gesundheitsbestätigung, die mit bissl Kreativität zumindest offiziell kein Problem ist. Na und wenn die Schule einverstanden ist und alle die Hygienedingsdabumsda einhalten, also nich öffentlich in der Nase bohren, dürfen zum Schuljahresende auch wieder Elternabende, Eltergespräche und sonstige Veranstaltungen, wie Konferenzen und Sitzungen stattfinden. Abschlussfeiern, Zeugnisübergaben gehören ebenso dazu, wie die Schuleinführungsfeiern, besser bekannt als Zuckertütenfest. Unser Kultus-Piwarz will nach eigener Aussage genauere Bestimmung noch "rechtzeitig" bekanntgeben. Wenns so läuft wie bisher, wird das also ein Tag vor der Angst sein und da müssen die Zuckertüten aber dann turbomäßig auf der Schuleiche wachsen, horrhorr. Herr Piwarz drückt sich natürlich etwas staatsmännischer aus: "Die Schüler haben sich einen würdigen Abschluss ihrer Schulzeit verdient. Diese wollen wir unter den gegebenen Umständen auch möglich machen. Das Gleiche gilt für den Schulstart, den die Vorschüler voller Vorfreude und mit viel Aufregung kaum erwarten können." Komisch, von den Lehrern is mit keiner Silbe die Rede, warum wohl? Gibts ihm da noch zuviele Alte, die einen eigenen Blick auf die Realität haben? :floet: Von der 5. bis zur 12. Klasse bleibts auch beim eingeschränkten Regelbetrieb mit eben jenem Wechsel von Präsenztagen und Lernzeit Zuhause und in den Kindergärten dürfen jetzt die Gruppen wieder größer werden, damit alle mal ne Pause haben. Und auch hier müssen die Eltern weiter jeden Tag die Gesundheit ihrer Kinder bestätigen. Aber wie ist das nu mit der getrennten Jugend an der Haltestelle, sind die in der selben oder der gleichen Klasse? Die sehen sich ja nur noch hier und nich im Klassenzimmer. Man lernt echt nie aus...


    Und weil man auch an der VHS nie auslernt, hat man sich im Dreiländereck, wo die Wege zu solchen Einrichtungen bekanntlich weit sind, was Besonderes ausgedacht. Der Nahverkehr fährt ja in manchen Nestern für viele Wissbegierige nach der Arbeit nur noch auf Sparflamme, wir sagen dazu "De Bordschdeenä wärn um Sechsä hochgeglabbd". Und nachdem dort um Görlitz herum schon ein Sparkassen-, ein Bibliotheks- und sogar ein Musikschulmobil ihren sehr gefragten Dienst tun, warum nicht auch ein VHS-Mobil? Die Kultur- und Weiterbildungsgesellschaft Löbau-Zittau, kurz nennen die sich "Kuweit" :D , hat seit nem Jahr geackert, dass ihr schon mit dem sächsischen Innovationspreis dekoriertes und deutschlandweit einzigartiges Projekt nun endlich auch ordentlich finanzielle Anschubhilfe bekommt. Mit Erfolg, unsre Bundeslandwirtschafts-Glöcknerin hat nun endlich das Portemonnaie aufgemacht und die ersehnten Penunzen zugesagt. :nuke: Für die nächsten 2 Jahre rechnet man für ein geeignetes Fahrzeug, entsprechendem Personal und Nebengeräuschen mit etwa 180.000€ Kosten, rund 40.000€ muss "Kuweit" davon selber aufbringen. Wie's nun die Tage im Radio hieß, will die VHS, wenn der Liebesbrief von Julia Glöckner im Briefkasten liegt, das Projekt offiziell ausschreiben, das Fahrzeug bestellen und nen adäquaten Kurs- und Tourenplan ausarbeiten. Wie soll das VHS-Mobil eigentlich ausgestattet sein? Es sollen ein Tisch und ne Sitzgruppe für 8 Lernwütige reingebaut werden, zum Inventar gehören außerdem ein Beamer, ein Flip-Chart, ein Klassensatz mit Tablets und Smartphones, das Ganze mit WLAN, um überall auf volle multimediale Kosten zu kommen. Und natürlich noch ein reingetackerter Dozent, der so durch die Dörfer kurvt und z.B. über das Paarungsverhalten der Lausitzer Pfifferlinge referiert. Wenn alles klappt wie angedacht, soll das Ganze noch dieses Jahr in den Probebetrieb gehen, fürs Frühjahrssemester 2021 ist dann der reguläre Start vorgesehen. Also ich find das dufte, weil man lernt ja nie aus, oder?


    Schönen Sonntag, euer Herzblut.

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  • Von bombigen Wasserleitungen und nicht gewässerten Blumenkästen


    Das Herzblut betritt die Manege unsres Stammlokals und man rätselt, is der Kerl aufm Weg hierher durch nen ordentlichen Gewitterguß gestolpert oder schwitzt der wie ne Sau? Es ist Letzteres, mit den Worten "Oahr, was'n das for ne Dämse, ich muss mor erschtma was Trocknes anziehn hior" :schwitz: verschwindet er mal kurz im stillen Örtchen für Dreibeine. Nach paar Minuten kommt er besser gelaunt wieder, ordnungsgemäße Begrüßungsanmeldung bei und mit unsrer Wirtin, ein Blick in die sonntägliche Stammtischrunde, fast alle da. "Nu Mensch, was haste dior den da grad for ne Obertrikotage übern Wanst geknallt, kommt der ausgewaschene Look ausn 90ern etwas wieder, gnihihie?" Er nimmts wie immer mit Humor "Nee, das is mei Garten-Niggi, so durchgeschwitzt wollt'sch euch nu och nich offn Senkel gehn hior. Mor drieft dor seit paar Daachn wie bleede!" Da man durchaus auch die heimatlichen Nachrichten mitverfolgt, ist man leicht erstaunt, dass unser sonntäglicher Laudator pünktlich den Stammtisch heimsuchen kann "Nu Mensch, wie hast'n das geschafft, hste nen heimlichen Fahrdienst, von dem wir noch nüschd wissen? Bei dir sollte doch heut eigentlich..." Er winkt ab "Nee, Kommando zurück, is ja och ganz gut so. Ich erzähl euch ma, wie's nu wiedor dazu kam."


    Also in Chemnitz is mal wieder was los, sag ich euch! Direkt neben der Zenti wird derzeit das vollendet, was Churchill und Ulbricht nicht geschafft haben - das endgültige Zubetonieren der letzten freien Ecken der Innenstadt, Rathaus und Stadtverwaltung haben dafür vor Jahren den für die meisten Einwohner nur noch als Provokation oder Witzveranstaltung verstandenen Begriff "Innenstadtbelebung" :look: kreiert. Dass diese mit gezieltem oder heimlichen Ausbluten der Geschäftstätigkeiten in den Randbezirke durchgeprügelt wurde und immer noch wird - ich habs schon paarmal hier mit angerissen. Ja und große Baumaßnahmen bedeuten auch Großbaustellen. Und die hamwer nu direkt in der Innenstadt, am neuralgichsten Fleckchen Erde...nee Straßenzug der Stadt. Straßenbahngleise raus, ein Ausweichgleis schnell hingefriemelt, rundherum Absperrungen und der Verkehr wird begleitet von herrlichen Staus über die noch vorhandenen und so nicht regulär nutzbaren Straßenbahngleise geführt. Und immer mit dieser säuselnden Stimme in Bus und Bahn, man solle doch bitte während des gesamten Aufenthalts in den Vehikeln einen Mund- und Nasen...ihr kennt das vermutlich aus eurem Heimatort auch.


    Seit der Flüchtlingskrise und der Tatsache, dass wir hier die große Erstaufnahmeeinrichtung für Sachsen beherbergen (Luftlinie von meiner Behausung und auch der Arbeit 1km entfernt), sind unsere Schulen proppenvoll und es müssen deshalb auch neue gebaut werden. Eine soll auf dem Chemnitzer Sonnenberg, einem ehemaligen Arbeiterviertel, entstehen. Und da hat man nun bei den ersten Erdarbeiten in etwa 4m Tiefe einen seltsamen metallenen Gegenstand entdeckt...ihr ahnt, was jetzt kommt. Die Bombardierung von Chemnitz am 5. März (insg. 12 Angriffe bis in die Nacht zum 6. März) 1945 hatte besonders für den Sonnenberg grausame Züge. Aus Angst vor den Bomberstaffeln sind damals viele Menschen in den angrenzenden Zeisigwald gleich neben der Fischerwiese geflüchtet, aufgrund des Fallenlassens nich mehr benötigter Bomben und auch der fehlerhaften Streuung dessen sind genau dort Viele ums Leben gekommen. Und einige der Metalleier schlummern bis heute im Erdreich. Heut früh nun hat man sich das betreffende Ding mal biss genauer angeschaut, gestern lief bereits die seit Tagen bis ins Detail geplante Evakuierung aller 19 Alten- und Pflegeheime auf Hochtouren. Insgesamt reden wir hier indes nicht von nem Stadtteil mit paar Hundert Menschen, sondern von 22.000 Einwohnern. Es wäre somit die größte Evakuierungsmaßnahme für meine Heimatstadt seit dem 2. WK und eine logistische Mammutaufgabe, auch was den ÖPNV angeht, gewesen. Gewesen deshalb...also heut früh um Sechse gabs nun Entwarnung: Beim genauen Ausbuddeln und Begutachten fand man keine Bombe, sondern ne alte Wasserleitung, die auf keinem amtlichen Plan der Stadt von den zuständigen Behörden erfasst und eingetragen wurde. :D Nu guddi, hab ich nu doch keinen weiten Labyrintweg quer durch die Stadt zur Mutti vor mir...und die Stadtverwaltung kann ihrer Innenstadtbelebung weiter nachgehen.


    Zur Stadtverwaltung gehört ja auch das Chemnitzer Jugendamt. Und die ham sich auch was herrliches geleistet, das Thema Corona sei im Folgenden mal kurz angerissen. Den grauenvollen Begriff der systemrelevanten Berufe hamwer ja nu die letzten Wochen und Monate bis zum Abwinken zur Kentnis genommen. Ja und die Eltern, die einem solchen Beruf nachgingen und gehen, hatten als Erste einen Anspruch auch auf ne Notbetreuung für ihre kleinen in den Kindergärten, so auch in Chemnitz. Die Erzieher/Innen haben in der Zeit gerammelt wie die Kaputten, über Homeoffice oder irgendwas aus Plexiglas vorm Gesicht konnten sie dabei nur müde lächeln. Früh um Dreiviertel Acht, da wurde getopft, bis es im Plastelokus kracht. Die ganz Kleinen wurden gewickelt, es gab viele zu trocknende Tränchen, weil die ganzen Freunde ja nicht mit da waren. Na und dort wo gefähnst wird, da leeft och de Nase, also ran mit dor Rotzfahne aus Kriebstein. Und als die Kleenen ihren Mittagsschlaf hatten, wurde auch noch der Putzlappen mit dem Desi-Zeug geschwungen. Man kann ihnen gar nicht genug danken, wie sie sich in dieser emotional und materiell schwierigen Lage eingebracht und aufgeopfert haben. :nuke:


    Dachte sich auch das Jugendamt, es steht unter der Befehlsgewalt des Sozialbürgermeisters Ralph Burghardt. Ich verwende den Begriff Befehlsgewalt ganz bewußt, weil er kommt vom Fach...also nee, jetz nich direkt was Kinder- Jugend- und Sozialarbeit angeht, Herr Burghardt ist ein ehemaliger Offizier der Bundeswehr, war u.a. anderem Chef der Arbeitsagentur Altenburg-Gera und Mitglied der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen, dort Leiter des Ressorts Personal, Controlling und Finanzen. Ja und das unter seinen Fittichen stehende Jugendamt holte nun also zu ner besonderen Dankesgeste für die Kindergartenmitarbeiter aus - und schenkte ihnen, ihr lest richtig, ein Notizheft und einen Stift. Deren Fassungslosigkeit war entsprechend, die Worte dafür fanden andere, so auch ne Elternvertreterin in der nun alarmierten und hellhörig gewordenen Presse: "Die Erzieher fühlen sich eher veralbert als wertgeschätzt. Sie haben in der Notbetreuung Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, unter widrigsten Umständen den Rücken freigehalten. Dieses Geschenk ist peinlich." Daraufhin gabs auch von einigen wie so oft auf die Art überhaupt erstmal informierten Stadträten Schelte: "Das war gut gedacht, nicht gut gemacht. Die Erzieher sollten eine besondere Wertschätzung erhalten, zum Beispiel Gutscheine für eine städtische Einrichtung." Und durchs mediale Publikmachen und die öffentlichen Reaktionen klopfte der Bumerang nun beim Sozialbürgermeister an, welcher nun kleinlaut, aber mit Führungsanspruch verlauten ließ "Ein weiteres Dankeschön der Stadt wird aktuell geprüft". Jenes "Einmal mit Profis arbeiten", es wird in unserer Stadtverwaltung auf besondere Weise gelebt und durchgesetzt. Weil die Profis sind wir, außerhalb deren Mauern und deren viel zu gut bezahlten Jobs. Hauptsache die Pflanzen in den Bürofenstern sind immer schön gegossen. Amateure! :shock2:


    Apropos...Pflanzen...immer schön gegossen...jahahaa, das kannste aber nur von dir behaupten, wennde z.B. deinen Balkonkasten und das, was drin gedeiht, auch gießen kannst. Ich werd zum Schluss für heute nochmal kurz tierisch verrückt und lass mal herrliche, aber auch nachdenklich machende Bilder sprechen. Bereits im Januar wurde ich auf nen tierischen Bericht vom Heimatsender aus dem kleinen erzgebirgischen Städtchen Schwarzenberg aufmerksam, der eindrucksvoll zeigt, was auch unsre gefiederten Freunde durch das Zerstören ihrer "Heimat" auf sich nehmen und aus der Not ne ungewöhnliche Tugend machen (müssen). Ja und diese Woche dann auch im Heimatsender der Bericht aus dem Görlitzer Stadtteil Weinhübel: Es geht um die Familie Frenzel, die derzeit in der Küche aufs Essen verzichtet und den Raum auch nicht beheizt. Weil sie haben da draußen im Blumenkasten außergewöhnliche Besucher, nee Mitbewohner. Am Dienstag kam sogar ne ehrenamtliche Beringerin mit den Worten "Das ist meine erste Fensterbrettberingung" vorbei und waltete ihres hochwichtigen Amtes. Und Familie Frenzel hat nun noch für etwa 3 Wochen einen hochspannenden Fensterausblick, dann ziehen die Untermieter wieder aus...und kommen evtl. nächstes Jahr um die Zeit wieder, könnte man derweile durchaus schon mal 2-3 Blumenkästen mehr kaufen. Ich lass euch also mal mit den Bildern alleine... :was:


    Einen schönen Sonntag, euer Herzblut. :cool2:

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    :drink:


    Lerne Schweigen ohne zu Platzen

    Einmal editiert, zuletzt von SGD-Herzblut ()

  • Beim genauen Ausbuddeln und Begutachten fand man keine Bombe, sondern ne alte Wasserleitung, die auf keinem amtlichen Plan der Stadt von den zuständigen Behörden erfasst und eingetragen wurde.

    Das ist ja geil. Nur schade das man es vor der Evakuierung gemerkt hat. Chemnitz wäre wohl weltweit berühmt geworden für die Aktion 22.000 Leute zu evakuieren wegen einer alten Wasserleitung ;D

    24.09.2012 - 08.12.2012

    Danke an Wayne Simmonds (Philadelphia Flyers, 9 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Chris Stewart (St. Louis Blues, 15 Spiele, 6 Tore, 14 Assists) sowie Clarke MacArthur (Toronto Maple Leafs, 8 Spiele, 4 Tore, 6 Assists) im Trikot der Eispiraten Crimmitschau

  • Heut mal zwei Überschriften, suchts euch selbst raus...


    "Jaaaah, mior san mit'm Radl do"
    oder
    "Freunde und Hehler - wenn nicht nur bei der Polizei der Lack angekratzt ist"


    Was isn mit dem heute wieder los? Der müsste doch eigentlich ne Stinklaune haben, weils heute den finalen dynamischen Daumen nach Unten geben könnte und der kommt quietschvergnügt hier rein? So tuschelt man in unsrer Stammkneipe, als dieses bebrillte Männlein mit nem strahlenden "Nu grießä - glei gibts Sauerbraten un Kließä" reinstolpert. :D Sein obligatorischer Weg führt ihn wie immer zur Wirtin, die er auch gleich umschmeichelt "Hmm Chefin, du duftest heute abor wiedor himmlisch, was hastn da fürn feines Parfümchen für mich rangedröbbelt? Un weil ichs draußen off deiner Tafel schon gelesen hab - willste mich noch fragen, was ich heut eß oder könn'mor uns das sparen?" Sie lacht, sie weiß genau, daß der Kerl bei nem schnerbslichen Sauerbraten und nem selbstgemachten Rotkraut nich Nee sagen kann. "Ich habs schon für dich abonniert, sach mior liebor, was de heut trinken willst, wieder Wasser?" Er holt tief Luft und klopft andächtig auf ihren Tresen "Nee du - dreimal off Holz kloppen - ich hab gestern nach vielen Wochen der grausamen Entbehrung die erste kleene Flasche Marx-Mier getrunken...und och vertragen. Bringste mir also ä kleenes Schwarzes, damit die Klöße dann im Ranzen schön schwimm' könn'." Unsre Wirtin nickt, geht danach nochmal raus und schreibt das Kindergericht des Tages auf ihre Tafel. Man hört sie bei offener Tür mit den offensichtlichen Neuankömmlingen rummeckern: "Hior, könnt iohr ma eure Räder dort driem ordentlich abstellen, wozu habsch denne die Ständer? Wenn die euch geklaut wärn, mach ich dann nich de Bleedä!" :motzen: Das Herzblut hat sich mittlerweile an den Stammtisch gesetzt, unsre Wirtin kredenzt ihm sein Köstritzer Schwarzbier und er bedankt sich artig: "Mensch Cheffin, ich dank dir für die Steilvorlage grad ähm dort draußen. Nu horscht norma zu, was bei uns im Moment für ne unglaubliche Fahrradgeschichte durch die Speichen weht..."


    Leipzig liegt mit etwa 1.700 geklauten Fahrrädern auf 100.000 Einwohnern deutschlandweit an erster Stelle. Die Leipziger Polizei hatte 2012 dafür ne Ermittlungseinheit gegründet, an und für sich erstmal ne zielführende Sache. Diese Einheit hatte u.a. die Aufgabe, die sichergestellten Räder bis zur Freigabe durch Staatsanwaltschaft und Versicherungen zur Verschrottung oder gemeinnützigen Verwertung aufzubewahren. Nach 7 Jahren hat man diese "ZentraB Fahrrad" 2019 aber klammheimlich aufgelöst. Aber nicht, weil nicht weiter geklaut wird, sondern weil die beschlagnahmte und für gemeinnützige Zwecke gedachte Ware offenbar vom bestens bewachten Gelände des Polizeiverwaltungsamtes verschebelt wurde. Über die Asservatenbeauftragte jenes Lagers weiter an nen Kleingartenverein, deren Vorstand ihr Vater ist. Und von dort dann an die Empfänger - wie mittlerweile öffentlich wurde dutzende Polizisten, ihre Familien und auch Juristen im Staatsdienst. :was: Wir reden hier von teils hochwertigen Fahrrädern zu Dumpingpreisen von 50 bis 100 Euro, ein ordentliches Korruptionsnetzwerk hat sich seitdem dafür wohl aufgetan. Rausgekommen ist das bei internen Ermittlungen Mitte letzten Jahres durch den Hinweis eines Beklauten und die Verwertung seines Drahtesels. Bereits letztes Jahr hat die Leipziger Polizeiführung das Sächsische Innenministerium ausführlich darüber unterrichtet, beide Einrichtungen inkl. der zuständigen Minister schwiegen dazu, bis Tag24 (meine ursächliche Quelle für die heutigen Ausführungen hier) ordentlich Wind davon bekam und das letzte Woche veröffentlichte. Das LKA bestätigte mittlerweile, dass dieses besondere Gewerbe eben auch aufm Gelände des Polizeiverwaltungsamtes stattfand. Die Asservatenbeauftragte bekam im Juli 2019 "Hausbesuch" von den eigenen Kollegen und dort fand die Soko jede Menge Verträge und Quittungen mit bis zu 4 Jahren Rückdatierung. Was folgte war ne polizeiinterne "Inventur" bei der festgestellt wurde, dass über 1000 Fahrräder von Polizisten illegal weitervertrieben wurden, ermittelt wird deshalb nicht nur gegen die Asservatenchefin, sondern auch gegen 13 Polizisten jener Ermittlungseinheit.


    Das is aber nur der eine Teil der Ermittlungen, es gibt ja nun auch jede Menge "Endverbraucher", die bei den gleichnamigen DDR-Preisen unmöglich Nein sagen konnten. Und hier verweist Tag24 auf nen internen Sachstandsbericht des LKA: "Es ist nach gegenwärtigem Ermittlungsstand davon auszugehen, dass zumindest 40 Beamte der Polizeidirektion Leipzig betroffen sind, die zum Tatzeitpunkt unter anderem in der Kriminalpolizeiinspektion, den Polizeirevieren, dem Führungs- und Lagezentrum sowie dem Referat 3 der PD Leipzig tätig waren". Wer jetzt noch wissen möchte, was denn jenes Referat 3 im Alltag macht - es handelt sich hierbei um ein Referat für Kriminalitätsbekämpfung. ;D Aber auch das ist offenbar nur ein Teil der Nutznieser dieser Drahtesel, lt. Tag24 soll es Hnweise geben, dass auch Staatsanwälte sowie ein Richter da zugeschlagen haben könnten. Bestätigt wurde dies vom LKA bisher nicht, die Ermittlungen laufen ja noch und es geht insgesamt um die Tatvorwürfe der Untreue, der Vorteilsgewährung und der Strafvereitelung im Amt. Am Mittwoch hat nun die Generalstaatsanwaltschaft den Fall "wegen der herausgehobenen Bedeutung, des Umfangs der Ermittlungen und einer Vielzahl beschuldigter Beamter und Angestellter im polizeilichen Dienst" an sich gezogen und es wird ab sofort von der "Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen" - sie hört auf den kurzen wohlklingenden Namen INES, gemeinsam mit dem LKA ermittelt. Der wie gesagt bereits 2019 informierte sächsische Innenminister, Herr Wöller, wies derweile sämtliche Vertuschungsvorwürfe mit dem Hinweis auf ne auch für Polizisten geltende Unschuldsvermutung zurück, es hätte womöglich die Aufklärung gefährdet und gab danach den schwarzen Peter an die Leipziger Staatsanwaltschaft weiter. Sie wäre schließlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig gewesen. Laut Tag24 soll aber der Leipziger Polizeichef bereits Ende 2019 Herrn Wöller ausdrücklich zur Veröffentlichung der Korruptionsvorwürfe gegen Polizisten und "größtmögliche Transparenz" aufgefordert haben. Am Freitag gabs nun ne eiligst einberufene PK, bei der Herr Wöller von der "Stunde der Ermittler", einem "ungeheuerlichen Vorgang" und "keiner schönen Situation" sprach. Vertreter der Staatsanwaltschaft waren dabei nicht zugegen, nächste Woche befasst sich nun der Innenausschuss des Landtages mit dem so mittlerweile titulierten Fahrad-Gate". Ein Abgeordneter hat inzwischen ne Anfrage ans Innenministerium gestellt und will darin wissen, seit wann der Staatsregierung Kenntnisse vorliegen, "dass Teile der Polizeidirektion Leipzig so dringend auf nicht fossile Transportmittel umsteigen möchten". :klatsch: Wenn das mein Vater wüsste...der is damals, so oft wie's ging, gleich in Uniform mitm Fahrrad aufs Revier zum Dienst gefahren.


    Dagegen ist das jetzt noch Folgende ne Lappalie einer wahrhaften "Kleinkriminellen". Denn sie ist wirklich noch klein und erst sieben Jahre alt. Gleich bei mir um die Ecke in Hohenstein-Ernstthal lief jenes Mädchen paar Tage im April verträumt und vielleicht auch traurig, weils keinen Winter gab, durch die Straßen, hob paar kleine Steinchen auf und malte auf die am Straßenrand geparkten Autos unbemerkt lustige kleine Schneeflocken. Die noch ahnungslose Polizei stand erstmal vor nem Rätsel, es gab aufwendige kriminaltechnische Untersuchungen und Zeugenbefragungen und schließlich auch paar Tage ne Observation des Tatortbereichs. Irgendwann wurde das Mädchen ermittelt und gab den verdutzten Polizisten eben jenes Schneeflocken geständnis zu Protokoll. Insgesamt hat sie 37 Autos winterlich gestylt, der Schaden beläuft sich auf etwa 30.000 € und sie war sich bei der Befragung aufgelöst nicht bewußt, was sie damit angerichtet hat. :heulen: Der Polizeibericht dazu mal hier. Ob und wie derweile ihre Eltern für den Schaden aufkommen müssen, ist bisher noch nicht klar. Vielleicht darf die Kleine ja als Strafe ne Woche kein Fahrrad fahren.


    Juhu - morgen habsch frei, da setz ich mich aufs Radl in Richtung Eiscafe, eieiei. Und euch wünsch ich jetzt erstmal nen schönen Sonntag. Euer Herzblut. :winke:

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    :drink:


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  • Auf Stein gebaut, Solarbetrieben...und abgebrannt


    Unsre Wirtin könnte heute missmutiger nich sein, behördliche Vorgaben haben ihr die Sonntagslaune verhagelt. Das Herzblut fragt vorsichtig nach dem Grund der Verstimmung und sie meckert nach nem kurzen "Grießä" im Biergarten nur: "Das da soll weg, die 4 Tische stehen 3cm zu nah aneinander, meine Koniferen wären zu hoch und zu breit und zu allem Überfluss is mir noch der große Elektrogrill in Brand geraten. Kannste mior ma mit der Holzkohle helfen, mei Gudsdor?" Er weiß schon, wo das manuelle Grillzeugs rumliegt und schleppt die zwei alten Kugelgrille an, die er erstmal gründlichst reinemacht. Ein großer Sack Holzkohle findet sich auch in der Ecke, er schneidet ihn auf "Scheiße, offs weiße Niggi - oahr nee, Cheffin, das kannste gar ni wiedor gut machn bei mior!" Er flucht so laut, dass die Nachbarskatze das Weite sucht und die Stammtischgäste so in unsrer Sommerfrische einen extra kostenlosen Spass haben. "Na Herzblut, haste dich ma wieder schwarz geärgert oder biste nur durch die liebe Sonne verbrannt? Wir könnten Stein auf Bein schwören, dein Niggi war vorhin noch so herrlich weiß! Das Gelächter kommt ihm grade Recht: "Ihr ahnt doch gar nich, was ihr da grad wieder anstosst, horscht norma zu:"


    Vor noch nich allzu langer Zeit hab ich mich ja bereits diesen potthässlichen Stein- und Kiesvorgärten in den meist genauso potthässlichen Eigenheimen landauf, landab gewidmet. Die meisten Menschen und Tiere sind sich einig - das kann und darf so nicht weitergehn (also alle außer die allseits bekannte Steinlaus), weil jene Bewohner könnten dann ja auch gleich im nächsten Steinbruch ihren Wigwam...egal. Na jedenfalls hör ich doch am Donnerstag im Radio, dass Baden-Württembergs Landesregierung als erste mutige ihrer Art einen Gesetzesentwurf für mehr Naturschutz ins Parlament eingebracht habe. So soll der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 40 bis 50 % verringert werden, die Bienen und Streuobstwiesen werdens dankend zur Kenntnis genommen haben, die Diskussion muss darüber im Parlament entsprechend hitzig gewesen sein. Das Wichtigste aber - jener Gesetzentwurf für mehr Artenschutz und -vielfalt sieht nun auch vor, dass die Schottergärten vermieden werden sollen. Die Wenigsten wissen, dass sie in Baden-Württemberg seit Mitte der 90er per Landesbauordnung eigentlich schon verboten sind, oder haben sich beim höggscht individuellen Häuslebau um sowas erst gar nich geschert, sondern den privaten Schotter mit Inbrunst ausm LKW vors Haus gekehrt. Und geflucht wie die Kesselflicker, weil richtigerweise drei Steinchen auf die Motorhaube vom Daimler gefallen sind. :nuke:


    Noch vor der Sommerpause will nun der Landtag in Stuttgart das Gesetz beschließen, man setzt dabei vorerst "auf Kooperation, die Einsicht der Eigentümer und die Überzeugungskraft der Verwaltung vor Ort." Die Hauseigentümer müssen dabei grundsätzlich die Steinvorgärten von sich aus entweder beseitigen oder auf grün umfriemeln, wenn nicht, so gibts dann Anordnungen und entsprechende Kontrollen. Eine Ausnahme sieht das Gesetz vor - wenn nämlich die Steinwüsten älter als jene Landesbauordnung aus den 90ern seien, dann dürften die bleiben. Wird wohl die Allerwenigsten betreffen, weil so nen Scheißdreck gabs damals ganz sicher auch in BW nicht. Nur summende Bienen und brummende Hummeln auf duftenden Vorgartenwiesen und den einen oder anderen Schatten spendenden Baum, unter dem man dann sein Seitenbacher-Müsli konsumieren konnte...


    ...jener Schatten könnte, wie ich Anfang der Woche las, nochmal ganz groß rauskommen. Und zwar mit dem "Schatteneffekt Energie Generator", entwickelt von der National University von Singapur, jetzt wirds also mal technisch. In Großstädten gibts auch große Häuser und die werfen auf kleinere ihrer Art nunmal ordentlich Schatten. Und so produzieren die Solarmodule an den Wänden und auf den Dächern nur wenig Strom. Und jener Generator soll dafür jetzt Abhilfe schaffen, denn er muss wohl den Kontrast ausnutzen, wenn Schatten und Licht gleichzeitig auf eine Oberfläche treffen. Wie geht das? Ich habs so verstanden: Auf Silizium wird ne extradünne Schicht Gold aufgetragen. Knallt die Sonne drauf, bekommen die Elektronen aufm Silizium Energie und "springen" auf das Gold über. Is nun der Teil einer solchen Generatoroberfläche im Schatten, würde sich die Spannung des im Licht befindlichen Teils entsprechend erhöhen und die Elektronen von der niedrigen zur hohen Spannung hüpfen und mit nem externen Stromkreislauf schlussendlich Strom entstehen. Bedeutet aber, dass das Wunderdingsbums niemals komplett im Schatten stehen darf und man spekuliert deshalb auf einen künftigen Einsatz bei größeren Solaranlagen, die gleichzeitig auch bissl Sonne/Licht nebenbei abbekommen. Getestet wurde das schon, elektrische Uhren funktionierten wohl damit einwandfrei und erstaunlicherweise produziert der Generator bereits jetzt 200% mehr Energie, als ne stinknormale im Schatten liegende Solarzelle. Geht das in Serie, wird sich ne ganze Branche dafür brennend interessieren.


    Das mit dem brennend interessieren machen die Polizei und Feuerwehr in und um Crimmitschau auch. Weil die interessieren sich in den letzten Wochen für besondere Brände. Die offenbar irgend so ne elende und noch unbekannte Mistsau in 3 Crimmitschauer Gartenanlagen gelegt hat, immer wieder, bisher 6 mal wurden so die Lauben und Schuppen zum Opfer der Flammen. :( Seit dem 26. Mai geht das nun schon so und immer nach dem gleichen Schema des Brandausbruchs zwischen 3 und 4 Uhr nächtens, man geht bisher von ner mittleren 5stelligen Schadenshöhe aus. Für die Feuerwehr ist das auch kein Zuckerschlecken, weil die jede darauffolgende Nacht wieder alarmiert worden sind und anschließend gings auf Arbeit. Die verzweifelten und verängstigten Kleingärtner griffen nun zur Selbsthilfe und haben spontan Nachtwachen auf die Beine gestellt, gepennt wird in der Gartenlaube.


    Aber vorsicht, liebe Mit-mir-zusammen-Kleingärtner, denkt an dieses uns wie so vieles andere auch aufgezwungene scheiß kleinkariert-realitätsfremde Bundeskleingartengesetz: Nicht 24 Stunden in der Laube und im Garten bleiben, kurz vorn Gartenzaun oder zum Bäcker gehn, nach ner halben Stunde seid'er wieder da und das lässt das Bundeskleingartengesetz dann wieder zu. Solchen Schwachsinn von sich selbst verwaltenden theoretischen Sesselpupsern hätts bei uns niemals gegeben. Mir hat man erst gestern wieder bei der obligatorischen Gartenbegehung einmal im Jahr das Groteske in Papierform überreicht und gleich noch auf den Inhalt verwiesen. Wir haben ne uralte Fichte in der Parzelle stehn, wie ich recherchiert hab, schon seit den 50er Jahren. Das Teil wird immer mal wieder auf etwa 4m gekürzt, im Winter werden die Beete oder auch die Gräber aufm Friedhof damit abgedeckt bzw. gibts ordentlich Material für diverse Weihnachtsgestecke. Und das, was an Fichte noch dastand, wurde alljährlich auch von paar brütenden und zwitschernden Vögelein dankbar frequentiert. Das gehört nun der Geschichte an, denn ich wurde gestern mit der neuen Kleingartenordnung angewiesen, den Baum bis zum nächsten Frühjahr auf max. 2,50m Höhe zu kürzen. Ach ja, die anderen Bäume (unsre altdeutsche Pflaume is etwa 5m hoch) dürfen in der Höhe so stehenbleiben, nur halt Nadelbäume wie meine Fichte nicht. Die mir auch im Sommer immer bissl Schatten bei der knallenden Mittags- und Nachmittagssonne gespendet hat. Am liebsten hätt ich gestern demonstrativ den Wisch vor aller Leute Augen direkt am Gartenzaun verbrannt... :sleep:


    ...und bei verbrannt, liebe Kleingärtner in Crimmitschau: Gebt nich auf und wenn ihr diesen Drecksack erwischt - im Schuppen findet sich bestimmt ne Mistgabel. Vielleicht isses ja auch so'n zugereistes Aas, der nur auf die Grundstücke scharf is. Seift ihn mit Brennesseln ein, die sind jetzt grad richtig wirksam! Oder Brennesselsud, ihr wisst, was ich meine.


    Ich geh jetzt zur Muddi und anschließend in' Garten. Zu meiner Fichte, ob sie's schon ahnt...schönen Sonntag, euer Herzblut. :cool2:

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