"Mein schönstes Ferienerlebnis" - Katers Spielberichte

  • aber ihre spontanen Liebesbekundungen an Rheinland-Pfalz wurden nach Verköstigung des heimischen Bieres gleich wieder revidiert.


    Was gab's denn leckeres?


    Dabei hat sich herausgestellt, dass wir von Bäckern im Ruhrpott ziemlich verwöhnt wurden.


    Das erste Mal in Mainz beim Bäcker und dann gab es nur fünf verschiedene Brötchentypen. Nach meiner Frage ob die dieses oder jenes nicht haben wurde mir die Frage gestellt "Kommen Sie vielleicht aus Norddeutschland? Da gibt es ja mehr Brötchen."

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Eichbaum kommt aus Mannem und damit Baden Württemberg, nicht aus Rheinland Pfalz. Hätte mich auch gewundert, wenn die ein Bier aus RLP gehabt hätten, in der Region wird viel Eichbaum oder Pfungstädter (Hessen) ausgeschenkt. Das einzige bekannte Bier aus RLP ist Bitburger und dann noch etwas lokal das Kirner (Bad Kreuznach, Mainz-Bingen) und Bischoff (Pfalz)

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Gott sei dank hatte ich keine Zeit zum Mitfahren . Obwohl , wegen der Raucherlaubnis sollte ich nächstes mal dabei sein .
    In Hamburg durfte ich auch piefen . :bigjoint:

  • Wie schon an anderer Stelle geschrieben, war ich heute sowohl in Lienden (überhaupt nicht erwähnenswert), als auch in Solingen. Dort habe ich mir das Stadion am Hermann-Löns-Weg angeschaut. Die Älteren von euch erinnern sich sicher noch an das Stadion als Heimstätte von Union Solingen, die bis 1989 in der zweiten Liga gespielt haben. Im Jahre 2010 wurde der Verein aufgelöst und das Stadion war seinen einzigen regelmäßigen Nutzer los. seit 2010 steht das Ding da nun also in der Gegend rum und wird nicht mehr gepflegt. Das Grundstück soll ain einen Immobilieninvestor verkauft werden (oder ist bereits verkauft, keine Ahnung), der das Stadion abreißen und Wohnungen bauen will. Der Abriss ist seit mindestens 2014 geplant, soll dieses Jahr aber "endlich" durchgezogen werden.


    Kurz zu den Nachfolgevereinen: Hier prügel(te)n sich der OFC Solingen, der auch heute noch auf einem Nebenplatz am Stadion spielt und der BSC Union Solingen. Beide ignorierten sich, wo sie nur konnten und mit @Kuzze war ich ja vor gut einem Jahr in Remscheid, um mir mal das "alte Derby" anzuschauen. Mittlerweile, seit Dezember, um genau zu sein, hat Union Solingen seine erste Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet. Ob und wie es dort weiter geht, steht in den Sternen.


    Zu den Fotos geht's hier entlang:


    https://www.flickr.com/photos/…/albums/72157668432829909

    Nanakorobiyaoki

  • Geile Bilder!

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Traurig das man so ein schnuckeliges Stadion so verkommen lässt. :(

    Im Endeffekt ist es doch, wie im Ruhrpott auch überall. Die Stadt hat kein Geld und macht nix dran. Da sich auch der Verein noch aufgelöst hat, muss man nicht mal das Nötigste machen.

    Nanakorobiyaoki

  • Im Endeffekt ist es doch, wie im Ruhrpott auch überall. Die Stadt hat kein Geld und macht nix dran. Da sich auch der Verein noch aufgelöst hat, muss man nicht mal das Nötigste machen.


    Gibt doch andere Vereine z.B. Eintracht Solingen oder die Solingen Paladins denen man das Stadion zu Verfügung hätte stellen können.

    2 Mal editiert, zuletzt von Nordkurve ()

  • denen man das Stadion zu Verfügung hätte stellen können.

    Ja, aber die Stadt ist pleite. ;) Denke mal, dass die Pleite von Union den Stadtvätern ganz gelegen kam, um das "Millionengrab" loszuwerden und an nen Investor zu verhökern.

    Nanakorobiyaoki

  • Die Bäumchen direkt vor der Tribüne, das wäre doch ne Idee für andere Stadien. Kann man ausschliessen, dass die Fans irgendwas aufs Spielfeld werfen können und man tut was für die Öko-Bilanz.


    Schönes Stadion, braucht eigentlich noch nen Stadiontest ;)

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Ja, aber die Stadt ist pleite. ;) Denke mal, dass die Pleite von Union den Stadtvätern ganz gelegen kam, um das "Millionengrab" loszuwerden und an nen Investor zu verhökern.

    Für die Stadt ist die Union-Pleite bestimmt wie ein Sechser im Lotto gewesen. Finde diese Entwicklung traurig das solche Vereine kaputt gehen und solche Objekte wie RB Leipzig auftauchen.

    Einmal editiert, zuletzt von Nordkurve ()

  • Wer wirklich noch nach Solingen will, sollte sich jetzt echt beeilen. Laut einem Facebook-Post von Europlan stehen schon die Maschinen bereit und der Abriss startet irgendwann im Februar.

    Nanakorobiyaoki

  • Um die ganze Chose für uns etwas erschwinglicher zu machen, lachte ich mir mal wieder ein paar Mitfahrer an. Diese warteten morgens überpünktlich beim vereinbarten Tankstellentreffpunkt, waren augenscheinlich zwei Araber mit Kurzzeitkennzeichen im Handgepäck. Jungs, das gibt erstmal ein paar Klischeepunkte. Auf Nachfrage bestätigten sie mir dann, dass sie irgendwo am Arsch der Heide in Brandenburg ein Auto kaufen wollten. Einen Opel Zafira. Also doch kein Auto... Aus dem vorherigen Telefonat wusste ich, dass die Jungs irgendwo in die Pampa wollten und durch Vorverlegung der Abfahrtzeit schaffte ich mir den benötigten Zeitpuffer für diesen kleinen Umweg. Für nen Fuffi tut man so einiges... :D In Bochum dann schnell noch die nächste Mitfahrerin bis Hannover eingesammelt und zwei ereignisarme, aber gesprächige Stunden später erblickte man den Horizont der schönsten Stadt der Welt Europas. Hannoi war auch schon am vereinbarten Treffpunkt zugegen und so konnte die Tour nach einem kurzen Fahrgasttausch fortgesetzt werden. Wenn man jedoch Freitags die A2 fährt, hat man ein großes Problem: Die A2! Trotz nicht unbedingt vorherrschender Hauptverkehrszeit, durften wir bei BS die ersten 20 km Landstraße fahren, was irgendwie besser war, als 10 km im Stau zu stehen. Kurz vor Magdeburg dann das gleiche Spiel, diesmal sogar fast 30 km Bundesstraße. Bundesstraße meint: Enge Ortsdurchfahrten durch Schönheiten wie Irxleben, Uhrsleben, Nordgermersleben und Eichenbarleben. Barleben war da dann nicht so viel, denn die einzige Dorfpinte hatte schon lange geschlossen.


    Das Ganze kostete uns locker ne halbe Stunde, auf der Autobahn zu bleiben hätte aber eine weitere halbe Stunde gekostet. Von Magdeburg bis zum Berliner Ring war dann sogar wirklich mal freie Fahrt und man konnte sich die Zeit mit Kennzeichen raten durchaus intelligent vertreiben. Den Berliner Ring durften wir nur kurz genießen, denn nun hat das Navi wirklich 60 km Landstraße für uns bereit. Diese führten uns nicht etwa über ausgebaute Bundesstraßen, sondern über schmale Kreisstraßen, wo zwei Autos nur nebeneinander passen, wenn einer mit Tempo 80 den staubhaltigen Randstreifen nutzt. Die beiden Araber hatten sichtlich Spaß an unserem Galgenhumor und unseren Verwünschungen von fetten SUVs und auch ich konnte der flinken Kurvenhatz durchaus Positives abgewinnen. Schöne Abwechslung nach 600 km Autobahn. So ging es rasant(er als erlaubt) durch Orte wie (Z)Schäpe, Niebel, Niebelhorst (macht Sinn!) und Felgentreu. Vorbei an Straußenfarmen, vielen Kühen und einer Alpakazucht quer durch den Forst und unangekündigte Kopfsteinpflaster in einer Landstraßenkurve ohne Speedlimit zeugten von einem feinen Humor der örtlichen Straßenbaubehörde. Ähnlich wie in Belgien, wo schon mal ganz gerne innerorts zwar Tempo 70 erlaubt ist, aber dann (unangekündigte) 'Drempels' mitten auf der Straße sind und du ungebremst da drüber pflügst. An Jüterbog vorbei ging es dann in eine Gemeinde namens Niederer Fläming. Joy-Fleming-Witze bitte am Eingang abgeben. Wikipedia weiß zur Gemeinde folgendes: In der 14 Sitze umfassenden Gemeindevertretung hat der Bauernverband Teltow-Fläming mit 3 Sitzen die Oberhand. 'Nuff said!


    Geil, wenn du ne Gemeinde aus mehreren Straßenkäffern zusammenlegst, dann aber jedes der Teildörfer seine "Dorfstraße" hat. Wenn die Häuser dann noch kreuz und quer nummeriert sind, geht der Spaß los. Maps führte mich zuerst in den Ortsteil Höfgen, natürlich nur über 1 km Kopfsteinpflaster erreichbar und dann wurde die Hausnummer 16 gesucht. 13, 2, 14, 8... nebeneinander, natürlich, aber keine 16. Also ausgestiegen und ein paar Leute gefragt, die dort gerade was renoviert haben. "Wir suchen die 16". Schulterzuckende Ratlosigkeit... "Wat wollt ihr denn da?" "Ich gar nix, die Jungs da hinten wollen ein Auto kaufen, nen Opel Zafira." Mittlerweile kam ein langhaariger 60-jähriger dazu, der gerade einen amtlichen Langbogen spannte, wahrscheinlich um in der Gegend auf Fasanenjagd zu gehen. "Fährt der Jäger da hinten nich nen Opel?" "Nee, der hat nen Subaru." Olle Försterkarre!"Wat is mit dem Haus da? Dit hat doch letztens een Berliner jekooft..." "Nee, dit is nich die 16."


    In der Zwischenzeit hat der eine Araber versucht, den Verkäufer zu erreichen, das Vorhaben mangels Handynetz aber bleiben gelassen. Als der Ureinwohner dann mal nach dem Brief mit der Adresse fragte, machte er uns auf unseren (Google ist schuld!) Fauxpas aufmerksam: Wir sind ja in Höfgen und nicht Welsickendorf. Wels! Icke! Sick! Ach ja, schau mal. Danke Jungs, wir fahren dann mal ein Kaff weiter... Auch dort gab's nur die Dorfstraße, die aber eigentlich 10 Straßen waren, aber immerhin hatten sie die Hausnummern auf die Straßenschilder geschrieben. 1-8c, nee. 61-65, nee. 52-56, auch nicht. Ah, hier. 11c-16c. Jackpot!


    Den Jungs nen guten Weg gewünscht, in meinen Augen durchaus verdiente 10€ Trinkgeld eingesackt und dann ab nach Potsdam. Die Uhr zeigte mittlerweile 16:irgendwas und der Weg nach Potsdam sollte auch nochmal ne Stunde in Anspruch nehmen. Die folgende Stunde gestaltete sich auf einer größtenteils autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße zwar ereignislos, aber immerhin rasant. Die Straße wurde nur durch Spargelfelder noch und nöcher gesäumt, wobei man im Osten ja durchaus eine – im Westen weitgehend unbedeutende – Großbauern-Kultur pflegt, bedingt durch die landwirtschaftlichen Produktionsverbände der DDR-Zeit. Ich habe jedenfalls noch nie so eine Ansammlung an Spargelstechern auf einem einzigen Feld gesehen, die stilecht mit einem Gelenk-Linienbus dort hingekarrt wurden.


    Ungefähr eine Stunde nach geplanter Zeit waren wir dann am vereinbarten Treffpunkt, wobei ich die ganze Zeit vom Bahnhof Charlottenhof sprach, der Käpt’n aber fast zum gut 4 km entfernten Cäcilienhof gepilgert wäre. Den Bericht aus Nova Ruppina (Die Römer!) spare ich mir mal und verweise auf den Thread vom Käpt’n. Nur so viel: Das von uns als Diskothek identifizierte – weil wunderbar schräg rosa-hellblau-pastell gestrichene – Gebäude ist in Wahrheit nur ein schnöder Laden für Veranstaltungstechnik. Logo und Aufmachung sehen aber tatsächlich eher aus, wie in Kleinstädten Anfang der 90er die Solarien und „Berlin Hähnchengrills“.


    Freitagabend ging's dann für uns vom Potsdamer Hauptbahnhof zur Futtersuche. Der Neuruppiner Grillmeister, Fanshop-Sales-Manager und zweiter Ausschenker in Personalunion war ja leider erkrankt und so musste noch irgendwas zu essen erlegt werden. Hätte ich ihm mal den Bogen geklaut… Currywurst? Kannste knicken hier. Dönerbude? Naaaa... Lange nicht mehr bei KFC gewesen... Ok Google, wo ist der nächste KFC? "Der nächste KFC ist 25 km entfernt." Welcome to Mordor! Fun-Fact: Es gibt tatsächlich zwischen Berlin und Magdeburg keinen einzigen dieser Läden. Aber auch irgendwie keine Stadt > 10k Einwohner. Also erstmal in die Innenstadt, da hat tatsächlich noch ne Dönerbude auf. Stilecht mit funkelndem LED-Schild mit Laufschrift gekennzeichnet und drei Spielautomaten auf 10 Sitzplätze. Der Döner war Durchschnitt („Einmal Dönerteller Versace bitte“ *badumm-tss*), aber die Bierauswahl wusste für Dönerbudenverhältnisse durchaus zu begeistern. „Die haben Einbecker hier“. „Ja klar, irgendwer muss ja das Fladenbrot herstellen.“ Merke: Nach müde kommt doof!


    Das Hotel lag direkt neben dem Rathaus und war auch nur 500 Meter von der Dönerbude entfernt. Parkplatzsuche, jetzt! Nachts um 12 in Potsdam. Gibt geileres. Mit einem kostenpflichten Stellplatz hatte ich mich schon abgefunden, aber selbst das wollte sich nicht auftun. Nach 10 Minuten Suche fanden wir einen Platz, das war allerdings nur in ner Kurzhaltezone. Ein weiterer Platz wurde von einem abgesenkten Bordstein aus der Verlosung genommen, wobei ich immer noch glaube, dass die Bordsteine da einfach krumm und schief waren. Mittlerweile hatte sich jedoch irgendwer erbarmt, vom Parkplatz direkt gegenüber des Hotels wegzufahren und Platz für uns zu machen. Parkscheinpflicht ab 8 Uhr morgens. Da könnte man ja schon mal 2€ reinwerfen und dann ausschlafen. Am Arsch! „Vorzahlen nicht möglich“ schalmeite uns der Automat entgegen. In jeder anderen Stadt geht das, nur in Potsdam nicht. Dreckskaff!
    Der Plan sah eigentlich nicht vor, um 7 Uhr aus dem Bett zu fallen, denn es mussten dann ja auch noch 6 Stunden bis zum nächsten Anpfiff totgeschlagen werden.


    Nun ja, erstmal ins Hotel. „Hotel“. Bett-Point heißt das Ding, fantastischer Name. Personal gab’s nicht, einen Zugangscode für die Außentür bekam man per Mail und auf dem Treppenabsatz stand ein kleines Kästchen mit namentlich beschrifteten Briefumschlägen und dem Zimmerschlüssel. In unserem Zweibettzimmer standen zwei Betten, ein Stuhl, eine kaputte Tischlampe und ein Kleiderhaken war an der Wand. Die Betten wurden durch einen 30 cm breiten Spalt getrennt, das Ganze erinnerte etwas an die Kojen auf diesen kleinen holländischen Segelschiffen, auf denen ich im Jahr 2000 mal ne Klassenfahrt gemacht habe. Durchaus bequem war es jedoch, aber das sollte nichts helfen, denn auch wenn Potsdam außer schön aussehen sonst absolut nichts kann, die Straßenbahnen fahren im 10-Minuten-Takt die ganze Nacht. Und wo fuhren diese Straßenbahnen? Natürlich direkt unter unserem Fenster! *ringring*


    Mehr als 3 Stunden Schlaf gab’s irgendwie nicht und so steht man um 8 Uhr morgens in Potsdam und muss sich irgendwie einen Plan zurechtlegen. Zuerst ging’s mal zu Getränke Hoffmann, das örtliche Angebot checken und ein paar lokale Spezialitäten erwerben. Ich habe ja durchaus Spaß daran, stundenlang mit dem Auto durch Berlin zu kurven. Hannoi war dem Plan mangels Alternativen glücklicherweise auch nicht abgeneigt, aber erstmal wollte gefrühstückt werden. Und wenn man schon mal in Berlin ist, muss unbedingt die Curry-Baude am Bahnhof Gesundbrunnen für ne richtig geile Currywurst angesteuert werden. Waren von Potsdam zwar 40 km, aber wir haben ja eh Zeit. So ging’s dann quer durch Potsdam, über die Glienicker Brücke (hier wurden im Kalten Krieg die gefangenen Spione ausgetauscht) durch das protzige Wannsee wieder auf die Autobahn Richtung Norden. Wir passierten die verfallenen Tribünen der alten AVUS, am Funkturm und an der Messe vorbei ging’s parallel zur Spree ein gutes Stück nach Norden durch den Wedding, wo festgestellt wurde, dass wirklich jeder Karstadt gleich aussieht (zumindest die nicht in A-Lage) zur Currywurstbude. Die Wurst da ist wirklich richtig gut, der Besitzer großartig und die Preise sind wie vor 20 Jahren. Currywurst 1,50, Getränk 1,10, top.


    Nun war’s aber irgendwie trotzdem erst halb 10. Von meinem Besuch im November wusste ich, dass der Jahn-Sportpark ganz in der Nähe vom Gesundbrunnen ist. Man könnte ja mal schauen, wie weit man da kommt, ob da vielleicht ein Tor offen steht. Stand es leider nicht, vor der Haupttribüne war unsere Reise zuende. Diese jedoch kommt in typischer DDR-Architektur daher und trotz, dass das Tribünengebäude eher nach funktionalen Gesichtspunkten der 50er Jahre gestaltet wurde, ist der Bau tatsächlich erst aus dem Jahre 1987. Das Stadion an sich, als Prestigebau der damaligen DDR mit vielen freiwilligen Helfern gebaut, wurde 1951 eröffnet, verfügte bereits ab 1964 über fernsehtaugliches Flutlicht und wurde ab Anfang der 70er hauptsächlich vom BFC Dynamo genutzt, der auch heute wieder Hauptnutzer in der allerdings mittlerweile für seine Verhältnisse deutlich überdimensionierten Anlage ist. Skurril wird’s dann, wenn der Jahn-Sportpark, als eines der wenigen Stadien Berlins regionalligatauglich, von Vereinen wie der VSG, die dort vor 200 Zuschauern ihre Regionalliga-Spiele austragen müssen.


    Jahn war also ein eher kurzes Vergnügen, aber man könnte ja mal bei Lichtenberg ’47 vorbeischauen. So fuhren wir weitere 20 Minuten durch den Ostteil. Hannoi erfreute sich derweil an den kleinen Dingen des Lebens, denn wir waren auf der B96 unterwegs. Gleichzeitig wunderte er sich über die beachtliche Jogger-Quote, bei ihm in der Gegend joggt man nur, wenn man den Autoschlüssel in der Kneipe vergessen hat. Vorbei am Volkspark Friedrichshain und dem Berliner Velodrom ging es tief nach Lichtenberg zum Hans-Zoschke-Stadion, das direkt gegenüber der ehemaligen Stasi-Zentrale und heutigen Museums liegt. Uuuund, Volltreffer! Haupttor geöffnet, also schnell reingeschlüpft in die gute Stube. Da sowohl die Eintrittspreise, als auch die Getränkepreise noch angeschlagen waren, spare ich mir an dieser Stelle eine Beschreibung und schreibe über das Ding einfach nen Stadiontest. :D Nur so viel vorab, die dort herumwuselnden Vereinsmenschen störten sich überhaupt nicht an unserer Anwesenheit, sondern grüßten freundlich und wünschten nen guten Weg zum Abschied.


    So langsam wurde es mal Zeit für den Rückweg, da ich den auch gemütlich zurücklegen wollte. Das Navi schaltete ich bewusst erst kurz vor Babelsberg ein und so ließen wir uns eine gute Stunde lang durch die Hauptstadt treiben, von Lichtenberg über den Alex, am Brandenburger Tor und Potsdamer Platz vorbei auf den Ku’damm, quer durch Wilmersdorf und in Dahlem und Zehlendorf nahm die Bentley- und Porsche-Cayenne-Dichte dann schon wieder erschreckende Ausmaße an. Interessant ist die Fahrzeugmode der Berliner Polizei. Amüsierten wir uns schon recht früh über den Polizei-Zafira, war der Polizei-Corsa dann schon ein echtes Highlight. Wahrscheinlich wird den rebellierenden Polizeianwärtern gedroht, anderenfalls nen Wolga fahren zu müssen, wenn sie nicht den Corsa nehmen.


    Am „Karli“ waren wir dann ne entspannte Stunde vor Anpfiff, was für die Parkplatzsuche locker ausreichte. Ein mit zum Stadion laufender Opa hielt uns erst für Halberstädter. Als wir ihm eröffneten, dass uns dieser Dulliverein nicht für nen Pfifferling interessierte, wurde er hellhörig, fragte, was wir denn dann hier wollen und versorgte uns später im Stadion mit reichlich Anekdoten aus früheren Zeiten. Guter Typ! Zuerst fiel dem armen Hannoi ins Auge, dass es wohl nur Astra im Stadion gäbe. Erleichtert war er, als er einen Stand mit Carlsberg entdeckte. Erstmal wollte jedoch der Fanshop gecheckt werden. Gläser gab’s natürlich keine, aber immerhin einige nette Pins. Hannoi wurde später beim Ultra-Stand fündig. Eigentlich wollte er nen Packen Aufkleber haben, aber was sind schon Aufkleber, wenn man auch ne Rolle Klebeband mit Logo und Schriftzug erwerben kann?!


    Das Spiel entwickelte sich durchaus munter und der SVB, vor der Partie auf Platz 10, gab früh den Ton an. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sechstplatzierte Halberstadt den Ausflug in die Zivilisation als erweiterten Sommerkick betrachtete. Gerade deren Abwehr (die drittschlechteste der Liga) machte wohl gerade erste Schwimmübungen im Seepferdchenbecken. Bezeichnend, dass ausgerechnet Halberstadt, die außer finsterstem Kick & Rush nichts zum Spielgeschehen beizutragen wussten, den Führungstreffer erzielte. Weiter Ball, planlos nach vorne, planlos weiter und Babelsberg im kompletten Tiefschlaf.
    Das beeindruckte den Gastgeber jedoch nicht nachhaltig, nur 10 Minuten später, quasi mit dem Pausenpfiff, fand ein Kullerschuss, der von Stürmer Shala abgefälscht wurde, den Weg an den Innenpfosten. Wir dachten eigentlich, der würde zur Eckfahne rollen. Nach der Pause das gleiche Bild, Halberstadt war völlig überfordert, Babelsberg konnte nach Lust und Laune kombinieren und Shala erzielte früh sein zweites Tor nach einer flachen Hereingabe von Rechtsaußen. Kurz vor Schluss dann die Entscheidung durch Schmidt. Einen der vielen halbherzigen Angriffsversuche der Gäste bolzte ein Abwehrbein blind nach vorne. Der letzte Mann der Halberstädter verschätzte sich um ca. nen halben Meter, Shala ist auf und davon und legt im Strafraum quer. Der Rest war Formsache.


    Für uns dann auch, denn wir machten uns schnurstracks auf zum Auto und weiter zum Stadion am Luftschiffhafen. Ca. eine Viertelstunde später – auf dem Weg wurde endlich auch mal eine Merkel muss weg-Schmiererei gesichtet – stand man einem ausgewachsenen Parkplatzproblem gegenüber. Ich weiß nicht, welcher Knallkopf sich so etwas ausdenkt, die Parkplätze an einem Sportzentrum auf 30 Minuten zu begrenzen. Das eilig hinzugestoßene Ordnungsamt hatte alle Hände voll zu tun, die Stadtkasse aufzubessern und wir nahmen das zum Anlass, am Geschehen lieber vorbeizufahren und uns auf den letzten verfügbaren Platz irgendwo im Busch zu stellen.
    War doch schon gut was los und meine prophezeiten 3.000 Zuschauer wurden nur knapp verfehlt. 2.714 Nasen wollten den ersten Potsdamer Ausflug in die höchste deutsche Football-Spielklasse sehen, davon respektable 300 Fans der Gastmannschaft Dresden Monarchs, die von Trommeln, über große Schwenkfahnen bis zu nervtötenden Tröten alles am Start hatten, womit man möglichst produktiv Lärm veranstalten konnte.


    Gleich im ersten Angriff mussten die Potsdam Royals Lehrgeld zahlen. 2&15, Dresdens neuer QB Norvell feuert eine 60 Yard-Rakete auf seinen Receiver Coquin und der hat freie Bahn. Nur drei Minuten später das gleiche Bild: Norvell auf WR Paige und der trägt den 40-Yard-Pass zum 0:14 in die Endzone. Ups. Ein Field-Goal aus 32yd sorgte für eine bequeme 17:0-Führung der Gäste. Erst gegen Ende des 1. Viertels wollte Potsdam auch mal mitspielen. Quarterback Gahafer höchstselbst lief für 11 Yards in die Endzone. Im 2. Quarter gaben sich die Monarchs durchaus beeindruckt vom Comeback der Royals. Die warfen zwar erstmal ne Interception, statt eines sicheren Touchdowns, nur wenig später wurde aber mit einem kurzen Pass auf Myrop Nielsen auf 14:17 verkürzt. Aber auch Dresden zeigte sich wieder verstärkt und nach einem guten Drive, der kurz vor der Potsdamer Endzone endete und nicht nennenswertem Raumgewinn der Royals in der Folge, waren wieder die Monarchs im Angriff und arbeiteten sich bis zur heimischen Red Zone vor. Von dort folgte dann ein 20-Yard-Pass auf Mitchell Paige, der seinen zweiten Touchdown in bester OBJ-Manier einhändig fing. Wie schnell man im Football wegen einer blöden Aktion dumm dastehen kann, bewies die letzte Szene vor der Pause: Die Royals punten, ein Dresdener springt in den Punter und demzufolge gibt’s nen neuen 1st&10 für Potsdam. Die ließen sich nicht lange bitten, zwei schnelle Pässe auf die Außen und schon gingen die Monarchs nur noch mit 24:21 in die Pause.


    Potsdam kam dann auch besser in die zweite Halbzeit und kurz nach dem Wiederanpfiff gab’s den ersten Touchdown eines Running Backs zu bestaunen. Somit war Potsdam das erste Mal in Führung, das währte aber nicht wirklich lange. Einen zwischenzeitlich komplett versauten Punt der Royals – der Snap flog ca. 3 Meter über den Punter – konnte Dresden nicht zum Vorteil nutzen, denn deren Pass endete in den Armen eines Safetys. Interception, Ballbesitz Potsdam. Die konnten den Vorteil trotz einiger ausgespielter 4th&kurz nicht nutzen und wurden kurz vor der Endzone gestoppt. Nun war zunächst Dresden wieder am Drücker und kurz vor Ende des 3. Quarters fing WR Schallo einen kurzen Pass und trug den Ball locker ca. 60 Yards in die Endzone der Royals. Somit ging es mit einem durchaus knappen 31:28 für Dresden in’s letzte Quarter. Dort erwischte Dresden den besseren Beginn, QB Norvell lief zum 38:28 selbst in die Endzone. Aber Potsdam war noch nicht erledigt, nur 120 Sekunden später verkürzten die Royals auf 34:38, nachdem WR Vöhringer einen kurzen Pass in die Endzone getragen hat. Den fälligen Extrapunkt jedoch konnte Dresden blocken und der folgende Kickoff brachte den Royals den Knockout: KO-Returner William James trug diesen für 98 Yards in die Endzone der Potsdamer und sorgte für den 34:45-Endstand und somit den ersten Dresdener Saisonsieg, den die 300 Fans und die mitgereisten Cheerleader ausgelassen feierten.


    Wir machten uns derweil auf die Socken und nach einer kurzen Stärkung beim Hähnchenbrater ging es Richtung Heimat. Die Zeit schlugen wir mit einer spontanen Flachwitz-Flatrate tot, indem wir die teilweise grotesken Namen der vorbeiziehenden Orte entsprechend würdigten. Ziesar’s Salad war da noch eine der niveauvolleren Kreationen. Eine Mitfahrerin bescherte uns noch einen Umweg über Salzgitter (muss man nicht gewesen sein), der erst nach BS hätte führen sollen, aber Salzgitter hat ihr dann doch besser gepasst. Ein weiser Mensch, denn sie meinte zwar nachmittags eine Abfahrt aus Braunschweig hätte sie gerettet, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Stadt jemals jemanden gerettet hätte. Die Dame war stilecht in einem Batman-Kostüm gekleidet (wtf?) und später stellte sich heraus, dass sie 300m von mir entfernt wohnt. Als ich Hannoi dann schließlich an seinem „Auto“ abgesetzt habe, auf einem Park-and-Ride-Parkplatz am Rande Hannovers, war auf dem Parkplatz gerade eine ziemlich eindrucksvolle Party mit Tütenwein und schlechter R’n’B-Musik im Gange. Da habe ich ihn doch gerne zurückgelassen…

    Nanakorobiyaoki

    2 Mal editiert, zuletzt von Kampfkater ()

  • Fast schon übersehen. Großartiger Reisebericht, kann ich mir die Mühe also sparen, da hab ich nichts hinzuzufügen :D

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