Gleich in's Bett, aber vorher noch schnell den heutigen Tag Revue passieren lassen:
Touren, die keiner braucht - Frohnau auswärts
Frohnau ist der Nordzipfel des alten West-Berlins. Und "Zipfel" passt, denn rechts, links und darüber ist Brandenburg und selbst bei der Rückfahrt gen Süden fährt man eine Ecke durch Glienicke-Nordbahn, also schon besagtes Brandenburg. Und relativ weit nördlich dort, mit die letzten bebauten Areale beherbergen den sogenannten Polo-Platz, die Heimstatt des Frohnauer SC. Um 12:45 war die Anpfiff angesetzt, also musste ich ohnehin zeitig aufstehen.
Kreisliga ist, wenn Klärungsversuche gefährlicher sind als die Angriffsbemühungen der Stürmer -
Karaburan Frohnau II - Hürtürkel II 1:2
Spielt noch jemand in der Nähe? Tatsächlich gurkt die zweite Frohnauer Mannschaft, Karaburan Frohnau, ebenfalls zuhause und eine S-Bahnstation weiter südlich in Hermsdorf. Direkt neben einer Schule am Ortsrand liegt der "Sportplatz Heidenheimer Strasse". Muss man wissen. Denn eine Beschilderung gibt es nicht, die besagte Strasse endet in einer Sackgasse und die Suche nach dem Eingang gestaltet sich schwierig, vor allem wenn man wie ich das richtige Tor nicht findet, durch den Wald läuft und durch einen Nebeneingang stapft. Schon von weitem sehe ich, wie ich argwöhnisch beäugt werde.
Der Platzwart in Motorradjacke stiert mich psychopathisch an und auf meine freundliche frage nach dem Spielstand bellt er herum, dass er das nicht weiß. Und wie ich überhaupt reingekommen wäre. Wohl bestimmt über'n Zaun geklettert. Zum zweiten Mal vom Sportplatzasis angepöbelt .. mit Mühe kratze ich meine Restportion "diplomatisches Verhalten" zusammen, pflaume höchstallerliebst zurück und stapfe grollend zur Tribüne. Herrlich moosbewachsen. Zwie spielerfreundinnen an entgegengesetzten Enden jener Tribüne plus zei Kleinkinder von der einen sind die Zuschauer. Die Heimseite sitzt auf stapelbaren, braunen Gartenstühlen, die drei Nasen der gegnerischen Bank müssen stehen.
Hat vielleicht auch zur schlechten Stimmung beigetragen. Hürtürkel wie eh und je aggro, die Heimmannschaft hektisch. Der ältere Herr in Schiedsrichterkleidung tat mir Leid, pfiff irgendwann nur noch auf Zuruf und unter Vermeidung von Schimpfe, was aber auch nicht aufging. Also meckerten eben alle.
Statt dessen hätten sich beide Mannschaften mal auf das eigene Spiel konzentrieren sollen. Jede Aktion Zufall, wenig Spielfluss und die Tore der Gäste hineingeduselt. Zwischendurch der Ausgleich, schön von der Strafraumgrenze in das lange Eck. Hürtürkel bekam noch einen Freistoß, der irgendwie durch die Mauer geht und abgefälscht am Torwart vorbei eiert. Da warne es auch nur noch zehn Mann, da das Dauergemecker der Gäste bei einem Kicker schon Gelb-Rot brachte.
Beste Szene aber folgende: Mißglückte Flanke der Gastgeber, ebenso mißglückte Abwehr und daraus resultierender Torschuss. Rettungstat des Keepers, kann nur das Leder nicht festhalten. Verteidiger will klären, schießt aber dabei nur den eigenen Mitspieler aus nächster Nähe an, so dass der Torwart erneut retten muss ..
"Die machen zwei Gurken und gewinnen hier" schimpfte einer, "Zwei Gurken reichen auch aus" war die zugegeben coole Antwort eines Gegenspielers. Noch mal Fotos von der Anlage machen und dann weg. Die Spieler erkennen den Unbekannten und hoffen, dass ich Schiedsrichterbeobachter bin. "Falls jemand hier die Leistung des Schiedsrichters bewertet ... " war der wenig subtile Hinweis, dass ich einen bösen Verriss über den Unparteiischen schreibe. Hier meine Gedanken:
a) Mannschaften spielen Kreisliga B - die Schiedsrichter dann eben auch.
b) Unsicher, ja verunsichert war er bestimmt. Aber hysterisch waren beide Mannschaften. Souverän trat hier keiner auf.
c) Eigene Chancen besser nutzen, dann jucken einen auch Fehlentscheidungen weniger.
Schicke Anlage, aber muss nicht noch mal sein.
Tas ist, wenn man wenig macht und trotzdem gewinnt
Frohnauer SC - Tasmania 0:2
Danach ersehne ich endlich halbwegs ansehnlichen Fußball. Vielleicht auch mit weniger Hektik, weil es irgendwann nicht mal mehr aus der Waldorf & Statler - Perspektive lustig ist. In Frohnau bin ich auch noch nie ausgestiegen und bin über den netten Vorplatz überrascht. Eine Grünfläche mit Bäumen umrundet, von dem fächerförmig Strassen abgehen. Kleine Geschäfte, Kopfsteinpflaster, alles putzig-kleinstädtisch. Irgendwann gelangt man zu einem Park, der allerdings recht Wald-artig ausfällt. In der Mitte entsteht gerade ein Spielplatz mit einem imposanten Kletterturm für Kinder, der nun auch so gebaut ist, "dass man oben nicht mehr rausfallen kann", wie ein jugendliches Pärchen analysiert.
Hinter dem Park beginnt dann das Ende Frohnaus und die Sportanlage. Die sieht wirklich schön aus, doch leider ist der Rasenplatz verwaist und von weitem höre ich einen Stadionanimateur die Massen aufheizen. Also immer den vorgelesenen Namen nach. Der Anblick einer Grillhütte ist schon einmal vertrauenserweckend, östlich davon das Vereinsheim und weiter nördlich leider nur ein Kunstrasenplatz mit Stangen, ohne Traversen. Dahinter beginnt das Wald & Flur bzw noch eine Pferdesportanlage.
Eintritt sechs Euro, doch leider keine Anstecknadel. Das müsse man vorher ankündigen, die sind irgendwo anders meint der nette Kassenwart grinsend. Allzu oft hat da wohl noch keiner nachgefragt ...
am vorderen Rand befindet sich auch das DJ-Pult, ein Bierzelttisch mit zwei Lautsprechern auf entsprechenden Ständern. Allerdings kein Pavillon oder ein anderer Schutz - es war Regen angesagt und schon reichlich trübe. Mutig. Gut besucht war die Hütte, das muss man zugeben. Der Tas-Tross war ausnahmsweise mal nicht in der Mehrheit. Die erste Chance für Frohnau verpasste ich allerdings, denn Durst & Hunger trieben mich hinaus, zurück zur Grillhütte. Das Brötchen war erstaunlich fluffig, nur Öttinger Radler erstmal erschreckend, aber mit Radler kann man nix falsch machen. War ja erst Dreiviertel eins, da will ich noch kein Bier trinken!
Tas war erschreckend passiv, Frohnau ist bekannt dafür, vor allem über Kampf in's Spiel zu kommen. Und mit versteckten Fouls und Armeinsatz bei Kopfbällen. Und ständigen hysterischen Ausbrüchen der Trainerbank. Dort sammelte sich ein ordentlicher Pulk. Das Spiel begann mit einiger Verzögerung - Frohnau spielt in schwarzer Kleidung und weißen Nummern. So wie unser Torwart, der erst einmal was überziehen musste.
Hätte man mir vor dem Spiel gesagt, dass Tas eine hundertprozentige Chancenverwertung in der ersten Hälfte schafft, hätte ich bedenkenlos zugesagt - immerhin gelang Tas auch wenigstens ein Torschuß. Dies war ein Freistoß, den Emre Demir schön an der schlecht postierten Mauern in's Eck zirkelt. Und es reichte zur 1:0-Halbzeitführung. Die Pause wird zur Sportplatzgehung genutzt, doch die Motive halten sich in Grenzen, Möglichkeiten, einen Pin oder eine Nadel zu erstehen finde ich auch nicht und Pferde finde ich auch nicht so spannend. Also zurück zum Platz
Halbzeit 2:
Tas spielt mit, muss aber mit der zunehmenden Härte seitens der Gastgeber zurecht kommen. Das geringste Problem; unsere Jungs langen ja gelegentlich auch gern zu und da der Schiedsrichter eine lange Leine lässt, schenken sich beide wenig. Die Frohnauer Bank fordert bei jedem Angriff Handelfmeter udn hat kurioserweise selbst Glück, dass ihnen selbst kein Elfmeter genau deswegen passiert. Keeper Schelenz muss einige Rettungstaten vollbringen, aber ansonsten sind die Gastgeber bemüht, aber vorne glücklos.
Die Mudder unseres Innenverteidigers nutzt die Gelegenheit, über den Berliner Norden abzurotzen und erzählt die Anekdote, dass die Kindermannschaft ihres Sprösslings in Hermsdorf schon angespuckt worden sei. Kaum zu glauben, aber es gibt ja wirklich traurige Gestalten an Sportplätzen.
Und es ist genau dieser Innenverteidiger, der kurz vor dem Ende per Kopf den beruhigenden 2:0-Endstand besorgt. Die Erleichterung war zu spüren und alle waren froh, dass der Abpfiff erfolgte - die Regentropfen wurden stärker und langsam war selbst die Fleecejacke feucht. Nur die Anlage und die Lautsprecher standen noch ungeschützt und wurden nach Schlußpfiff eilig zusammengepackt. Besser spät als nie ..
Bei der Rückfahrt wurde ich fruendlicherweise mitgenommen. Dabei hatten wir beide Glück - er wollte eine Radtur machen, war aber zu spät dran und musste das Auto nehmen. Und es regnete dann bis nachts durch ...