Katzenjammer - Gedanken, die niemand haben will

  • Schwierig... Die Gerichtsbarkeit des DFB mag in ihrer Strafbemessung oft willkürlich wirken, ist ja aber im Grundsatz legal. Und das die Vereine net glücklich sind wenn sie anderer Leute Vergehen bezahlen müssen, ist wohl nachvollziehbar. Also aus diesem Urteil wird nur dann ein sinnvolles, wenn man sich jetzt das ganze System mal anschaut. Ansonsten bleibt es für mich nicht wirklich glücklich.

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Die Gerichtsbarkeit des DFB mag in ihrer Strafbemessung oft willkürlich wirken, ist ja aber im Grundsatz legal.


    Und das ist ja eben der springende Punkt in der Sache. Das Landgericht Hannover hat in der Urteilsverkündung relativ deutlich gemacht, dass es auf diese Paralleljustiz seitens des DFB keine große Lust hat. Wenn das jetzt Vereine als Aufhänger nehmen würden und dem DFB-Strafenkatalog mal juristisch auf den Zahn fühlen würden, hätten wir da ganz bald Klarheit.

    Nanakorobiyaoki

  • Und das glaubst du machen die Vereine?!?

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Das ist in etwa so realistisch, als würde Sepp Blatter morgen abgewählt werden. ;) Es gibt jetzt nur eine rechtliche Grundlage dafür. Und spätestens wenn der nächste Verein versucht, eine Geld-"Strafe" durchzureichen und die nächste Klatsche kassiert, wird sich da ggf. was tun. Die Vereine haben sicher keinen Bock, auf ewig vor Gericht eine Schlappe nach der anderen zu kriegen, sondern zahlen's entweder stillschweigend selbst, oder gehen dann halt irgendwann mal gegen den DFB auf die Barrikaden.

    Nanakorobiyaoki

  • Interessantes Urteil. Zumal dieses im Gegensatz zu einem Urteil des LG Köln von Anfang April steht. Dieses hatte einen Fan zur Zahlung von 30.000 Euro wegen eines Böllerwurfs verurteilt. Der DFB hatte den FC zur Zahlung von 80.000 Euro verdonnert, wovon dann 30.000 Euro an den Täter weitergereicht worden sind.


    Grundsätzlich finde ich es schon richtig, dass die Strafen weitergeleitet werden können, nur halte ich die Höhe ebenfalls für grenzwertig. Letztlich ist es eine Strafe für den Verein, da dieser einen unzureichenden Sicherheitsdienst hatte - da bei der Personenkontrolle offensichtlich nicht richtig "aufgepasst" wurde. Dieses Fehlverhalten ist dann ebenfalls zu berücksichtigen und dürfte nicht weitergeleitet werden. Hinzukommt, dass die Höhe vom DFB mehr oder weniger willkürlich festgelegt wird, ohne das es wirklich unabhängige Instanzen überprüfen können.


    Insofern ist das Urteil des LG Hannover interessant, dass es ein Vorgehen gegen das "Verdikt der Sportgerichtsbarkeit" fordert. Hier sehe ich jedoch ein Problem darin, dass alles Vereine des DFB sich freiwillig dieser Sportgerichtsbarkeit unterworfen haben und diese dann auch zu akzeptieren haben. Umgekehrt dürfen dann jedoch Unbeteiligte - also weder Spieler, Funktionäre, Betreuer oder Trainer - nicht unter diese Gerichtsbarkeit fallen, so dass ein "Durchreichen" von Strafen dann doch einer separaten Überprüfung durch ordentliche Gerichte bedarf. Wenn ich das Zitat oben richtig lese, dann scheiterte im Fall des LG Hannover der "Schadens"ersatzanspruch jedoch bereits daran, dass überhaupt kein Vertrag zwischen 96 und dem Zuschauer bestand, sondern nur mit Wolfsburg und die wurden nicht "bestraft".

  • Pinguin: Fast richtig. ;) Es werden ja aber auch immer wieder Auswärtsvereine für Fehlverhalten sanktioniert. Das hat dann zumindest nix mit Personenkontrollen zu tun...

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Und macht das Ganze noch etwas absurder. Bis vor ein paar Jahren war es ja tatsächlich so, dass der Heimverein alle Strafen aufgebrummt gekriegt hat, eben wegen genanntem Argument von der fehlenden Personenkontrolle. Dann hat man sich beim DFB gedacht "warte, is ja quatsch" und haben die zwar "faire" aber dennoch rechtlich völlig hanebüchene Regelung geschaffen, dass auch Auswärtsvereine bestraft werden. Das wird dann wieder im Hinblick auf die Bestimmung witzig, was ist eigentlich ein Heimfan und was ist ein Auswärtsfan? Denn nicht alles was nicht im Gästeblock steht, ist zwangsläuftig ein Heimfan.


    Was passiert eigentlich, wenn ich mich beim Spiel Wolfsburg vs. 96 mit nem Eintracht-Trikot irgendwo hinstelle und nen Bengalo zünde? Kriegt dann Braunschweig die Strafe? :amkopfkratz:

    Nanakorobiyaoki

  • Wir bräuchten aber auch das ganze Stadion um dem Mann das Klostein-Trikot anzuziehen. Freiwillig macht der das nicht! :D

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Pinguin: Fast richtig. ;) Es werden ja aber auch immer wieder Auswärtsvereine für Fehlverhalten sanktioniert. Das hat dann zumindest nix mit Personenkontrollen zu tun...


    Und deshalb finde ich Strafen gegen Auswärtsvereine fragwürdig. Außerdem wer garantiert denn, dass das alles Gästefans sind. Vielleicht sind das Heimfans oder eines anderen Rivalen, die extra Krawall machen. Bin mal gespannt, ob das URteil rechtskräftig und auch veröffentlicht wird.


    Kater -
    Warum soll Braunschweig eine Strafe bekommen, wenn Du im Frankfurt-Trikot rumläufst.... |-)

  • Schafft diese verdammte Relegation ab!


    Jetzt mal ernsthaft: Die Relegation ist in etwa so spannend wie eine Seifenoper am Vorabend, denn die Relegation besteht nicht etwa aus sportlichem Mehrwert, sondern nur aus der fragwürdigen Dramaturgie, dem seit 34 Spieltagen umherdilletierenden Bundesligisten nochmal eine Gnadenfrist gegen einen Zweitligisten zu gewähren, der 34 Spieltage mehr oder weniger konsequent überzeugt hat.


    Es ist viel Fußballromantik dabei, wenn man darbenden Traditionsvereinen Hamburger SV oder 1860 München in den Relegationsspielen alles erdenklich Schlechte wünscht und dem aufstrebenden Underdog auf jeden Fall den Sieg gönnt. Es ist auch viel Gerechtigkeitssinn dabei, wenn man Vereinen den sportlichen Abstieg wünscht, die es in 34 Spielen meist nur neben dem Platz auf Schlagzeilen gebracht wird. Denn auch wenn der offizielle Sprech ist, dass alle die gleiche Chance haben, ist das so ungerecht wie faktisch falsch. Natürlich hat der größere Verein immer die bessere Ausgangsbasis, denn auch wenn die DFL das Feigenblatt "Heimrecht im Rückspiel" dem Herausforderer zugesteht, ist der verletzte T-Rex einem Flugsaurier im Bodenkampf noch immer deutlich überlegen.


    Deshalb, weg mit der Relegation, denn sie ist nicht fair und gefährdet die so hochgelobte Durchlässigkeit des deutschen Fußballs. Ansonsten können wir es ja machen wie beim Eishockey, wo Neulinge in der ersten Liga nur nach wirtschaftlichen Kriterien und vorheriger Anmeldung aufgenommen werden und die DEL sonst in ihrem eigenen, jahrelangen Trott vor sich hin siecht.


    Stockt die Bundesliga auf!


    Jetzt mal ernsthaft, Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Mitglied der Europäischen Union und mit dem höchsten Prozentsatz sauber wirtschaftender Vereine europaweit verkraftet selbstverständlich 40 Mannschaften in Liga 1 und 2. Unterhalb der zweiten Liga ist das Gedränge schon jetzt heftigst groß (siehe nächsten Punkt) und dieses Gedränge könnte mit einer Aufstockung auf 20 Vereine in den DFL-Ligen deutlich entschärft werden. Außerdem partizipieren von dieser Aufstockung quasi alle Beteiligten. Die Vereine haben zusätzliche Einnahmen, die TV-Anstalten können mehr übertragen und die Fans haben mehr Spiele, auf die sie sich freuen können. Die Argumentation der Mehrfachbelastung ist dabei ziemlicher Käse, denn die anderen großen Ligen Europas spielen schon seit Jahren mit 20 Vereinen. Selbst die Italiener, wo sich dann auch schon mal Provinzvereine mit 4.000er Stadien in die Serie A verirren und in England haben sie noch ganz andere Pokalwettbewerbe als diesen Teilzeit-Pokal vom DFB.
    Gern dürfte dann auch die Relegation wieder Einzug halten. Der Viertbeste der zweiten Liga soll dann eben gegen den 17. der ersten Liga spielen.


    Gebt uns die zweiteilige Dritte Liga zurück!


    Jetzt mal ernsthaft, die einteilige dritte Liga ist als Idee zwar ganz nett, aber aufgrund der mangelhaften Verteilung der TV-Gelder und der unterirdischen und dilettantischen TV-Vermarktung seitens des DFB eigentlich schon zum Scheitern verurteilt. Dazu kommen aberwitzige Verbandsauflagen, die selbst einen Zweitligaabsteiger in die Bredouille bringen können. Als Dank darüber erwarten den geneigten Fan zwar jede Menge Kracherspiele mit Dresden, Rostock, (endlich wieder) Magdeburg, Osnabrück, usw...aber auch genauso unattraktive Gegner wie Gladbach II oder Stuttgart II. Selbst wenn denn mal was im TV übertragen wird, kommt ja kein Gelegenheitszuschauer aus Stadt X auf die Idee, sich heute mal den Kracher gegen die Zweitverwertung aus Mönchengladbach live im Provinzfernsehen anzuschauen. Unterhalb der dritten Liga geht die Malaise weiter: Die Regionalliga ist eine Mördergrube für deren Vereine, die aus 5 Ligen 3 Aufsteiger bestimmen und dann wie selbstverständlich noch diese unsäglichen Zweitmannschaften ertragen müssen. Daher: Entweder wir machen die 3. Liga wieder zweiteilig und nehmen die Zweitvertretungen weiterhin in Kauf, oder wir schmeißen die U23-Teams der Profis endlich aus der 3. und 4. Liga raus.


    Stockt den DFB-Pokal auf 128 Vereine auf!


    Jetzt mal ernsthaft: In seiner jetzigen Form ist der DFB-Pokal nicht mehr als eine Teilzeitveranstaltung für gelangweilte Ersatzbänke von Bundesligisten, wo es zwar ab und an mal zu schönen Überraschungen (Bielefeld!) kommt, im Grunde genommen aber Business as Usual vorherrscht und das wenige Geld, was es hier für die niedrigeren Vereine zu holen gibt, meistens in einer Runde verdient werden muss. Daher wäre es nur eine logische Forderung, den Pokal wieder mit 128 Mannschaften anzutreten, wie es sogar schon einmal gemacht wurde. Denkbare Modelle gibt es viele: Eine Qualifikationsrunde von niedrigen Vereinen gegeneinander, oder der bisherige Modus "Amateurverein vs. Profiverein", nur eben eine Runde vorher und alles inkl. dritter Liga wird als Profiverein eingestuft. Letzteres hat den Vorteil, dass bei den Drittligisten schon mal die Favoritenrolle greift und sie nicht fast automatisch (exkl. Ausnahmen) in der ersten Runde rausfliegen und dass die wirklichen Amateurvereine gegen einen Drittligisten viel bessere Chancen haben als gegen einen Zweit- und sogar Erstligisten. Und die Partien würden auch nicht zwangsläufig unattraktiver werden, denn wenn der Pokalgegner für den kleinen Sechstligisten Preußen Münster heißt, ist das sicher nicht unattraktiver, als wenn der 1. FC Heidenheim vorbeischaut.


    Die Torkamera bringt nix - wir brauchen die Schiri-Kamera


    "Das hätte der Blinde doch sehen müssen" - diesen Satz hört man an einem handelsüblichen Montagmorgen überdurchschnittlich durch deutsche Büroflure hallen, wenn die Bundesligaspiele vom Wochenende durch exquisit ausgewähltes Fachpublikum aufmerksamkeitsheischend rezensiert werden.


    Nun soll ja zur nächsten Saison das Hawk-Eye genannte Torliniensystem eingeführt werden. Ich bin der Meinung, dass wir diesen Schnickschnack nicht brauchen. Jetzt mal ernsthaft, die gräfsche Entgleisung, dieses so genannte Handspiel des Karlsruhers als Freistoß auszulegen, hätte es auch mit der Torlinientechnik gegeben. Auch der jetzt wieder vehement(er) geforderte Videobeweis ist der Sache nicht weiter förderlich, denn alles was den Spielfluss noch mehr unterbricht, ist eben jenem nicht so förderlich.
    Daher wäre es meiner Meinung nach sinnvoller, dem Schiedsrichter einfach ne Action-Cam auf die Mütze zu pflanzen, um dessen Blickwinkel sekundengenau zu erfassen. Dann wären wir in der Frage Handspiel oder nicht zwar immer noch nicht viel weiter, aber wir hätten die viel interessantere Frage beantworten können, ob der Schiedsrichter das Vergehen X von Spieler Y überhaupt hätte sehen können.


    Verteilt die Platzierungsboni der TV-Gelder doch mal andersrum


    Jetzt mal ernsthaft, im Moment werden die TV-Gelder nach der Platzierung in den fünf Vorsaisons verteilt und zwar je besser die Platzierung in dem Jahr, desto mehr Geld gibt es auch. Das Ganze passiert anteilig, eine Platzierung vor 5 Jahren kommt mit Faktor 1 in die Wertung, während die aktuelle Platzierung mit Faktor 5 gewertet wird. Aus dem ganzen Wust errechnet sich dann die Beteiligungsquote an den TV-Geldern. Warum den Spieß nicht mal umdrehen und den Letztplatzierten in dieser Tabelle nicht mal das meiste Geld überweisen? Die Erstplatzierten werden dreifach belohnt: Der Erste durch den Meistertitel und alle anderen bekommen neben dem steigenden Vereinsprestige die Möglichkeit, die Cash-Cow Champions League zu betreten und so wird die Schere zwischen den CL-Vereinen und allen Anderen Jahr für Jahr größer. Daher, gleiches Recht für alle und den Vereinen, die nicht europäisch dabei sind, mehr TV-Geld, damit die Chancengleichheit der Bundesliga zukünftig gewahrt bleibt!


    Contra 15:30!


    Jetzt...gibt's höchstwahrscheinlich auf die Fresse. :D Ich will jetzt hier gar nicht das Märchen der TV-Gelder und der internationalen Konkurrenz anfangen, denn das Dilemma beginnt bereits direkt in der Nachbarschaft. Die Regionalliga spielt samstags um 14 Uhr, genau wie die 3. Liga meistens. Samstag um 15.30 hat nun mal die Bundesliga Hochkonjunktur und wenn man pünktlich vor seinem Sky-Abo hocken will, kann man sich schlecht um 14 Uhr ein Regionalligaspiel live anschauen. Daher, jetzt mal ernsthaft: Zerrt den Spieltag der Bundesliga ruhig noch etwas auseinander. Das Argument Wettbewerbsverzerrung ist eh für'n Arsch, weil's ja sowieso unterschiedlich angepfiffen wird und als auswärtsfahrender Fan eines Bundesligisten wäre es mir auch scheißegal, ob mein Verein um 14 Uhr in Freiburg spielt oder um 16 Uhr. Früh aufstehen muss ich sowieso. Außer überbordender Fußballromantik (hamwa ja schon immer so gemacht!) will ich beim besten Willen eher geringe Vorteile darin sehe, alles gemeinsam anzupfeifen. Andersherum hätten die Vereine dank des für TV-Anstalten interessanteren Modells viel mehr finanzielle Möglichkeiten. Und was über allem steht: Der Amateurverein ums Eck wird es euch danken.

    Nanakorobiyaoki

  • Einfach mal "Gefällt mir" für deine Arbeit und manch interessante Ansätze! :nuke:

    "Denn anders als Arbeitsstelle, Lebenspartner oder Automarke ist der Lieblingsklub nicht austauschbar.

    Mit ihm ist der Mensch ein Leben lang verbandelt wie mit der eigenen Haut.

    Sie mag Falten kriegen, doch ablegen kann sie niemand. Selbst wenn man das manchmal gern möchte."

    (Lars Wallrodt)

  • Einfach mal "Gefällt mir" für deine Arbeit


    "Der Schüler war bemüht, aber hilflos" :D


    btw: Ich hab das bewusst mal etwas überspitzt formuliert und an Punkten wie der Schiedsrichterkamera (in Fachkreisen auch "Ref-Eye" genannt) kann der geneigte Leser festmachen, dass nicht alles bierernst gemeint ist. |-)

    Nanakorobiyaoki

  • Sehr geehrter Herr Watzke,


    in einem Interview, das Sie gestern dem Kicker gegeben haben, sprachen Sie davon, dass der Amateurfußball unsexy wäre und dass ihm der Event-Charakter fehle. Das ist nicht abstreitbar, wirklich nicht, aber liegt das wirklich am Amateurfußball? Oder wurde die Bundesliga in den letzten 15 Jahren nicht eher so dermaßen eventisiert, dass der Amateurfußball im Gegensatz zur Bundesliga mit ihrer NDR2-Stadionshow, dem Einlaufspektakel, dem nur noch die Lasershow fehlt, um völlig amerikanisiert zu werden und den quietschbunten Schalensitzen, die in einem belanglosen Stadion mit noch belangloserem Namen montiert sind, gar nicht bestehen kann? Sie sprechen davon, dass der 15 Jahre dauernde Zuschauerschwund der Amateurklubs nicht daran liegt, dass die Bundesliga Sonntagsspiele hat. Kann man auch drüber streiten, denn früher gab es sonntags außer Familie und heimischem Sportplatz nicht viel zu tun. Heute kann man sich am Sonntag von 11 Uhr bis 21 Uhr durchgehend mit Fußball beschäftigen, der sogar für 30€ monatlich in die gemütlich beheizte Doppelhaushälfte kommt. Aber Sie haben Recht, Herr Watzke. Nicht die Bundesliga am Sonntag ist das Problem. Das Problem ist die gesamte Bundesliga, die den heranwachsenden Fußballkonsumenten sprichwörtlich verzieht, weil sie die schrille Hochglanzatmosphäre als normal voraussetzt und dabei natürlich nicht darüber aufklärt, dass es eben nicht normal ist, wenn am Samstag 30.000 Leute Hoffenheim vs. Ingolstadt schauen. Es ist nicht normal, dass ein Bier 5€ und eine Tönnieswurst 4€ kostet und dass dieses Convenience-Food so geschmacksneutral wie viele moderne Bundesligaarenen ist. Es ist eher normal, dass man an einer und dieser Verantwortung auch der Amateurligen gegenüber muss sich die Bundesliga endlich bewusst werden.


    Herr Watzke, Sie sind Präsident eines Landesligisten. Ist daher die Aussage, dass der Amateurfußball unsexy wäre, nicht eher ein Offenbarungseid? Machen Sie doch Ihren Einfluss beim DFB mal dahingehend geltend, dass der Amateurfußball wieder mehr Sexappeal gewinnen kann. Denkbar ist da vieles. In Großstädten könnte man ein paar Spiele auf einem Samstagabend machen, man könnte einzelne Spiele im TV übertragen (die RL-Übertragungen auf Sport 1 sind ein Segen!), oder man könnte den Vereinen Präsentationsmöglichkeiten einräumen, oder, oder, oder. Es sind aber auch die Vereine gefragt, sich die Leute zu schnappen, die die Schnauze voll von der Eventhölle Bundesliga haben. Der Amateurfußball muss dringend wieder mehr ins Rampenlicht und obwohl allein die fünften Ligen in der letzten Saison insgesamt über 1 Mio. Zuschauer begrüßen konnten, sind es doch viele Vereine, die aufgrund immer wahnwitzigerer Auflagen und immer weniger Zuschauern permanent am Hungertuch nagen. Aber auch die sind sexy, denn auch Blondinen mit 2 Meter langen Beinen und künstlichen Hupen werden irgendwann langweilig. Und hören Sie bitte damit auf, so genannte "Risikospiele" montags um 14 Uhr anpfeifen zu lassen!

    Nanakorobiyaoki

  • Machen Sie doch Ihren Einfluss beim DFB mal dahingehend geltend, dass der Amateurfußball wieder mehr Sexappeal gewinnen kann. Denkbar ist da vieles. In Großstädten könnte man ein paar Spiele auf einem Samstagabend machen, man könnte einzelne Spiele im TV übertragen (die RL-Übertragungen auf Sport 1 sind ein Segen!), oder man könnte den Vereinen Präsentationsmöglichkeiten einräumen, oder, oder, oder.


    Ist das nicht aber am Ende der Punkt bei dem das Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist? Ist nicht gerade das fehlende Rampenlicht, das wenige Geld und die Abstinenz des Fernsehens der Reiz dieser Ligen? Denn wir wissen doch alle was sich bei einem sehr großen Prozentsatz der Clubs daraus entwickeln würde, wenn man ihnen mehr Präsenz, mehr Aufmerksamkeit und damit mehr Geld zugesteht. Die Wenigsten würden das nutzen um sich in ihrem eigenen Charme weiterzuentwickeln. Ich befürchte das würde dann genutzt um den Eventgedanken auch dort zu forcieren, wo wir ihn eben gar nicht haben wollen. :schulterzucken:


    Dennoch ein sehr guter Beitrag. :nuke:

    Und alles was wir hassen, seit dem ersten Tag, wird uns niemals verlassen, weil man es eigentlich ja mag.

    (Tocotronic, Let there be Rock)

  • (die RL-Übertragungen auf Sport 1 sind ein Segen!)


    Nein, sind sie nicht. Die sind ein Witz. Von diversen Moderatoren muss man sich als hinterwäldlerische Feierabendtruppe hinstellen lassen und finanziell ist es auch ein Minusgeschäft...
    Sofern sie nicht zu dieser Saison die Finanzen geändert haben. Letztes Jahr war es noch so.

    Reinfliegen in jedes Duell und hoffen, dass danach der andere liegt und nicht du.


    Matthias Lehmann

  • Vier-Uhr Martin wenn Amateurvereine dahingehend mehr Geld hätten würden die Herren Kicker noch mehr die Hand aufhalten als es heutzutage selbst in der Kreisliga A üblich ist...wer soll denn die Events durchführen neben dem Fußball? Dafür gibt es viel zu wenig Ehrenamtliche.

    Ägyptisch - oder ich schiesse

  • Der DFB?! Die haben doch genug Kohle.


    Ob nun die Sport1-Dinger finanziell lohnenswert sind, weiß ich nicht. Es geht aber rein um die Medienpräsenz und da ist es gut und erfrischend, mal den KFC Uerdingen zu sehen und nicht nur immer Dortmund und co.


    Die Argumente von 4u-Martin: sind aber nicht von der Hand zu weisen und da habe ich beim Schreiben vorhin auch drüber nachgedacht. Andererseits dürfen sich die Vereine aber auch nicht auf die paar Fußballromantiker verlassen, die die Bundesliga weitesgehend boykottieren. Das ist halt ne Gratwanderung und natürlich gibt's da genug Knalltüten in einigen Vereinen, die da Dollarzeichen in die Augen kriegen.

    Nanakorobiyaoki

  • Kater, deinem ersten Absatz kann ich uneingeschränkt zustimmen :nuke: , aber:


    Herr Watzke, Sie sind Präsident eines Landesligisten. Ist daher die Aussage, dass der Amateurfußball unsexy wäre, nicht eher ein Offenbarungseid? Machen Sie doch Ihren Einfluss beim DFB mal dahingehend geltend, dass der Amateurfußball wieder mehr Sexappeal gewinnen kann. Denkbar ist da vieles. In Großstädten könnte man ein paar Spiele auf einem Samstagabend machen, man könnte einzelne Spiele im TV übertragen (die RL-Übertragungen auf Sport 1 sind ein Segen!), oder man könnte den Vereinen Präsentationsmöglichkeiten einräumen, oder, oder, oder. Es sind aber auch die Vereine gefragt, sich die Leute zu schnappen, die die Schnauze voll von der Eventhölle Bundesliga haben. Der Amateurfußball muss dringend wieder mehr ins Rampenlicht und obwohl allein die fünften Ligen in der letzten Saison insgesamt über 1 Mio. Zuschauer begrüßen konnten, sind es doch viele Vereine, die aufgrund immer wahnwitzigerer Auflagen und immer weniger Zuschauern permanent am Hungertuch nagen. Aber auch die sind sexy, denn auch Blondinen mit 2 Meter langen Beinen und künstlichen Hupen werden irgendwann langweilig. Und hören Sie bitte damit auf, so genannte "Risikospiele" montags um 14 Uhr anpfeifen zu lassen!


    Erst einmal stimme ich Martins Beitrag voll und ganz zu, dass sich der Amateurfußball nicht dem Profi-Geschäft anbiedern soll/muss. Zweitens stellen sich mir da Fragen: Ist es wirklich notwendig, dass ein Spiel zwischen dem vielleicht fünfundsechzigstbesten und dem fünfundsiebzigstbesten deutschen Fußballklub bundesweit im Fernsehen gezeigt werden muss? Ist das überhaupt noch „gerecht“ im Vergleich zu anderen Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball, deren Topniveau nur unwesentlich mehr im Fernsehen gezeigt wird als viertklassiger Fußball, obwohl deren sportliches Können deutlich besser sein und auch die Zuschauerresonanz sowie wirtschaftliche Stärke höher liegen dürfte? Ich denke überhaupt nicht. Ich sehe auch nicht, was bspw. der KFC Uerdingen wirklich davon hat, dass Hunderttausende aus ganz Deutschland bei Sport1 einem Spiel von ihm zusehen (ohne bisher einen Cent „Fernsehgeld“ dafür erhalten zu haben, wies schneiderlein schon ansprach), während vor Ort in Krefeld keine 2.000 Leute mehr ins Stadion gehen? Ich glaube, die bisherigen Lösungsansätze, den Amateurfußball attraktiver machen zu wollen, führen vollends in die falsche Richtung (würden führen). Vielleicht würds auch schon helfen, sich einfach auf die bisherigen „Werte“ zu besinnen und den Profifußball im Streben nach marktrelevanten Sphären in Nordamerika, (Süd-)Ostasien und dem Nahen Osten weiter machen zu lassen, sodass sich mit der Zeit mehr einheimische Fans diesem abwenden. :schulterzucken:

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