• Naja, der Tsunami damals Weihnachten 2004 da unten im Pazifik, da hatten die auch Summen zusammen, die sie nicht losgeworden sind, aber aufgrund des Verwendungszwecks der Spenden auch nicht anderweitig einsetzen durften....
    Da waren es 600Mio alleine aus D, insgesamt weltweit 5,5Mrd von Privat, 14Mrd insgesamt. Von den Spenden leben die Hilfsorganisationen da unten heute noch. Und in D werden jährlich privat über 3Mrd gespendet, vieles ohne Verwendungszweck

    Alles richtig, aber wie vieler Spendenaufrufe bedurfte es damals? Und es war die schlimmste Natur-Katastrophe der letzten 50-100 Jahre?


    3 Mrd. Spenden bei 80 Mio Bundesbürger in 365 Tage ist super! Aber knapp 1/4 dieser Summe soll innerhalb weniger Tage für den Aufbau eines brennenden Gebäude bereitstehen. Und wie viele Spenden gibt es derzeit für Mosambik?


    Nicht falsch verstehen, ich finde es durchaus lobenswert, dass so viele Menschen daran teilnehmen, aber mir fehlen die Relationen zwischen einem alten Gebäude (jetzt überspitzt formuliert) und Menschenleben bzw. menschenwürdigem Dasein.

  • Naja Pinguin, das ist jetzt schon bisschen Birnen und Äpfel, wenn man bedenkt, wie viel Geld vor allem die Big Player in Frankreich da grade aufrufen und locker aus dem Handgelenk schütteln.
    Sich da zu beteiligen hat ein hohes Prestige und hat nur bedingt mit Altruismus zu tun.

  • Die hatten ziemlich schnell eine hohe Summe zusammen damals, das war ein ziemlich schneller Peak und dann wurde es weniger mit den Spenden.
    Was da jetzt bezüglich Notre Dame an Summe zur Verfügung steht, muss man aber auch im Auge haben, dass da Grossspender hinter stehen. Arnault gibt 200Mio, Pinault 100Mio, L'Oreal gibt nochmal 200Mio, Total gibt 100Mio. Das sind alleine 600Mio von 4 bekannten Grossspendern und dann noch weitere Grossspender die im ein- oder zweistelligen Mio-Bereich spenden, darunter u.a. die Stadt Paris mit 50Mio. Da hast die 700Mio schon zusammen.


    Und für die Grossspender ist das i.d.R. ja keine Ausnahme, dass sie jetzt mal was spenden. Die haben meist auch andere charitative und soziale Spenden und Ausgaben, die halt nicht so an der grossen Glocke hängen wie jetzt aktuell Notre Dame.
    Was Mosambik angeht gibt es jetzt gerade wieder Zweckgebundene Spendenaktionen, die hintenraus dann wieder den Nachteil haben, den ich bei dem 2004er Tsunami genannt habe. Aber für Mosambik rufen jetzt Organisationen auf, die sowieso schon ungebundene Spenden bekommen, die sie dort verwenden können.
    Ich spende jedes Jahr je 100€ an zwei Organisationen. Eine davon ist in Mosambik aktiv. Meine 100€ können sie dort verwenden, aber es ist nicht als Spende für Mosambik aufgeführt, hilft ihnen aber trotzdem. Und ich werde nicht das ganze Jahr die Spende zurückhalten und dann hier 50€ für Mosambik, hier 30€ für irgendwo anders und am Ende 20€ nochmal allgemein spenden. Ist zum einen für mich komplizierter, zum anderen für die Organisation auch relativ egal in welcher Form und mit welchem Verwendungszweck das Geld kommt. Wie gesagt, mit dem Verwendungszweck theoretisch sogar auf diese eine Verwendung begrenzt und wenn am Ende Gelder übrig bleiben aus dem Topf, dann dürfen sie auch nur dort verwendet werden und können nicht in anderen Krisengebieten genutzt werden. Was im Übrigen ein Problem nach dem 2004er Tsunami war. Die frühen Krisen 2005 hat niemand gespendet, weil sie ja erst für den Tsunami gespendet haben, da lag jede Menge Geld, über welches aber nicht verfügt werden konnte, was von den Spendern aber auch niemand auf dem Schirm hatte.


    Ja, es ist jetzt die Frage bezüglich der Relation Gebäude und Menschenleben. I.d.R. braucht man für Menschenleben weniger Geld. Aber es ist halt auch nicht einfach nur ein Gebäude, es ist ein Gebäude mit Historie, es gehört zum Stadtbild von Paris, damit wird vieles verbunden und es ist den Leuten wichtig, deswegen spenden sie.
    Genauso könnte man auch in Frage stellen warum die Frauenkirche in Dresden aufgebaut wurde, warum der Dom zu Mainz renoviert und nicht abgerissen wurde. Das sind auch alles - in dem Sinne - unnötige Ausgaben, die von Staat und Spendern finanziert wurden. Aber wenn Du in die Städte gehst und fragst, dann wirst du immer wieder hören, wie wichtig diese Gebäude für das Selbstverständnis der Stadt sind.

    "Das ist die perfekte Welle, das ist der perfekte Tag. Lass dich einfach von ihr tragen, denk am besten gar nicht nach"

    - Christian Drosten

  • Warum spenden die Menschen lieber für eine Kirche, als für Afrika?
    Habe dazu heute auf FB mal einen längeren Artikel zu verfasst.


    ACHTUNG: Es geht hier null um Empathie oder Gefühle, es geht einzig allein um knallharte rationale Fakten.
    Wer damit ein Problem hat, sollte an dieser Stelle nicht weiterlesen ... :schulterzucken:


    Ich lese immer wieder Post darüber, dass ja für den Wiederaufbau von Notre Dame so schnell ein so hoher dreistelliger Millionenbetrag (bin an dieser Stelle einfach zu faul, den genauen bisherigen Betrag zu googeln) für den Wiederaufbau gespendet wird, statt für hungernde Menschen in Afrika zu spenden. Und das Ganze dann mit der (eher rhetorischen Frage) nach dem Warum ...
    Nun ja, das will ich an dieser Stelle mal rein rational erklären.
    Achtung Warnung: Es geht hier NICHT um Empathie, sondern alleine um blanke rationale Fakten:
    Erst einmal: Es ist ja nicht so, dass Afrika kein Geld von uns, also der sog. 'ersten Welt' bekommt. Es wird ja gespendet, und es gibt ja auch offizielle staatliche Hilfen. Das Problem ist halt, dass diese Hilfe nicht bei den Betroffenen ankommt, sondern sich irgendwelche korrupten Politiker ganz oben, sich damit ihren Luxus finanzieren. Aber zum Glück gibt es ja neben finanzieller Hilfe, auch Hilfe für Ort, sei es Ärzte ohne Grenzen, Bildung oder auch der Bau von Brunnen.
    Also locker bleiben.
    Warum nun aber sitzt vielen Leuten das Geld für eine abgebrannte Kirche nun so locker?
    Auf den Punkt gebracht, hat es Anabel Schunke, die schrieb, dass sie selbst überzeugte Atheisten sei, Notre Dame für sie aber ein Kulturgut darstelle.
    Und ich denke das trifft es:
    Notre Dame ist jedem von uns ein Begriff, schon als Kinder, lasen wir das Märchen von Quasimodo dem buckligen Glöckner von Notre Dame, noch lange bevor wir durch Schule, Medien, was auch immer mit dem historischen Gebäude in Kontakt kamen, und viele von uns, die schon mal in Paris waren, waren natürlich auch bei Notre Dame. Habe am Dienstag noch bei T. Ising, den einige hier auch noch vom SCP07 kennen werden, auf Twitter gelesen, dass Notre Dame auf seiner 'Bucket Liste' steht.
    Und so wird es vielen ergehen.
    Und warum macht uns dieser Brand jetzt so betroffen?
    Notre Dame steht seit über 800 Jahren, und so ein Brand ist kein alltägliches Ereignis, sondern es werden noch viele Generationen nach uns in vielen Jahrhunderten über den großen Brand 2019 reden und schreiben ...
    Und da sind wir bei unserer Ausgangsfrage angekommen:
    Zu Notre Dame haben wir alle einen Bezug, und der Brand ist kein Alltag, während (und ich weise noch mal drauf hin, dass es hier um Fakten und nicht um empathisches Gelaber geht) hungernde Menschen in Afrika für uns etwas alltägliches und an Hunger sterbende Kinder ungefähr der Wildnis gleich zu setzen sind, wo eben auch nur die stärksten durchgekommen, und die schwachen gefressen werden (OK, das passiert wohl nur in ganz wenigen Regionen, geht man mal davon aus, dass Kannibalismus nur noch ganz selten auf der Welt praktiziert wird).
    Kurz um: Es IST in Afrika nun mal so, genauso wie ein neugeborenes Zebra eine hohe Chance hat, das Erwachsenenalter nicht zu erreichen, hat sie leider auch jedes Neugeborene in den ärmsten Regionen Afrikas.
    Afrika ist nun mal nicht in der Lage sich selbst, und seine Überbevölkerung zu ernähren, und das war schon in der Vergangenheit so, und das wird auch in der Zukunft so bleiben, daran können wir nichts ändern. Wir können Hilfeleistungen erbringen, aber der Wille etwas zu Ändern, sprich, eine knallharte Geburtenkontrolle, muss von den Menschen dort selbst kommen.
    Und deshalb beschäftigt es mehr Menschen, wenn ein Weltkulturdenkmal abbrennt.
    Aber ich kann euch beruhigen: Die nächste Ebolawelle wird kommen, und dann erfährt auch Afrika wieder einen Spendenboom. Trust me ...

  • 900 mio spenden sind es schon.
    total krank.


    als ob man soviel bräuchte.
    hungernde menschen nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa gibt es genug, aber dafür ist kein Geld da.


    und ich wette die kirche könnte das sogar alles selbst stemmen.
    die kirche ist eines der reichsten Organisationen die es gibt.
    die frage ist halt nur, wie stark sind die Geld sachen der kirche. sie ist reich an schätzen und sachgeständen, weiß nur nicht wie es mit Geld aussieht.


    aber keine kirche auf dieser welt braucht 900 mio spenden für einen Wiederaufbau … es ist ja noch nicht mal ein kompletter aufbau, sondern nur ein teil davon.
    und Deutschland gibt natürlich auch was, weil dafür muss einfach Geld da sein!!!!

  • Ich habe da gestern einen Bericht eines Psychologen (?) dazu gesehen. Kurz gesagt war deine Aussage dazu, daß die mediale Aufmerksamkeit des Brandes, als sei es der Untergang der westlichen Werte persönlicher als die Betroffenheit für sterbende Menschen, gleich ob nach einer Katastrophe oder infolge von Krieg oder Hungersnot.


    Hoffe, das kommt auch so knapp zusammengefasst angemessen rüber.


    Ich selbst halte es da wie der Vatikan und spende nix für das Gebäude |-)

    Respekt bedeutet auch, sich die Scheiße noch mal anzuschauen.

    Steffen Baumgart

  • Zumindest von mir keine Kirchensteuer. Dass die Kirchen über den Staat schon zuviel Kohle bekommen, muss für so etwas wie Gebäude zu erklären etc reichen.

    Respekt bedeutet auch, sich die Scheiße noch mal anzuschauen.

    Steffen Baumgart

  • 900 mio spenden


    als ob man soviel bräuchte.

    Naja, gerade wir deutschen sollten wissen,das Dinge schnell mal teurer werden als gedacht(Gorch FOck,Elbphilharmonie,Flughafen BER,etc.) |-)

    Today`s music ain`t got the same soul

    i like it old time rock and roll.

  • Ich spende jedes Monat mehr als die Hälfte meines Gehalts....das muss reichen

    "But the thing about political correctness is that it starts as a good idea and then gets taken ad absurdum. And one of the reasons it gets taken ad absurdum is that a lot of the politically correct people have no sense of humor." (John Cleese)

  • Haste dadrüber auch ne Spendenquittung? :D


    Ansonsten, was die Summe angeht: Das wird jetzt alles schön als Spende vermarktet, aber eigentlich isses doch eine Investition in die französische Wirtschaft. Paris ist Touristenmagnet, unter Anderem wegen der Notre Dame. Baut man das Ding nicht wieder auf, kommen weniger Touris, gibt's weniger Einnahmen, usw, usf... da sind 900 Mio. € schnell wieder eingespielt.

    Nanakorobiyaoki

  • Ich sags auch gerne nochmal. Das ist für die Spender vor allem auch eine Prestige-Sache.
    Die französischen Milliardärsfamilien machen das nur zum Teil aus Altruismus.

  • Haste dadrüber auch ne Spendenquittung? :D

    Das ist so ein Service, das geht automatisch :D

    "But the thing about political correctness is that it starts as a good idea and then gets taken ad absurdum. And one of the reasons it gets taken ad absurdum is that a lot of the politically correct people have no sense of humor." (John Cleese)

  • Selbstlose Menschen bekommen keine Gelegenheit ein Vermögen von mehreren Milliarden anzuhäufen. ;)

    Du wirst koana vo UNS

    In a world of compromise....Some don’t.


    Hängt die Nazis solange es noch Grüne gibt!

  • Haste dadrüber auch ne Spendenquittung? :D


    Ansonsten, was die Summe angeht: Das wird jetzt alles schön als Spende vermarktet, aber eigentlich isses doch eine Investition in die französische Wirtschaft. Paris ist Touristenmagnet, unter Anderem wegen der Notre Dame. Baut man das Ding nicht wieder auf, kommen weniger Touris, gibt's weniger Einnahmen, usw, usf... da sind 900 Mio. € schnell wieder eingespielt.

    glaubste echt?
    Sollte der Eiffelturm nicht noch mehr Anziehungskraft haben und alles weitere weit in den Schatten stellen? :schulterzucken:

  • Haste dadrüber auch ne Spendenquittung? :D


    Ansonsten, was die Summe angeht: Das wird jetzt alles schön als Spende vermarktet, aber eigentlich isses doch eine Investition in die französische Wirtschaft. Paris ist Touristenmagnet, unter Anderem wegen der Notre Dame. Baut man das Ding nicht wieder auf, kommen weniger Touris, gibt's weniger Einnahmen, usw, usf... da sind 900 Mio. € schnell wieder eingespielt.

    glaubste echt? Sollte der Eiffelturm nicht noch mehr Anziehungskraft haben und alles weitere weit in den Schatten stellen? :schulterzucken:


    https://www.welt.de/reise/stae…r-als-der-Eiffelturm.html

  • Ich kann mit dem Aufschrei über die Spenden, der ja vor allem auch die sozialen Medien beherrscht, nichts anfangen.


    Heute ist es halt so, dass sofort reflexartig andere Beispiele genannt werden, für die man ja auch spenden könnte. Gerne natürlich Menschen vs. Gebäude. Funktioniert noch besser.


    Sollte man lassen. Ich finde es immer gut, wenn für etwas gespendet wird. Warum wer für was spendet, sollte doch keine Rolle spielen.


    Als Geldorf 1984 mit Live Aid loslegte, hat doch auch niemand andere Leiden dagegen gehalten. Und irgendwie hat man ja auch das Gefühl, dass das Schicksal überall mal zuschlägt und dann wird auch meist sehr viel Geld gesammelt. Ob und wie es dann eingesetzt wird, steht dabei auf einem anderen Blatt.


    Natürlich ist das jetzt bei Notre-Dame auch ein sicher etwas perverser Prestige-Kampf unter den reichen Franzosen. Ich glaube Schmiddie erwähnte das mit dem Prestige. Sehe ich auch so. Und damit hat man ja schon gut 70% der Summe zusammen.


    Ich vermag nicht zu beurteilen, was den Franzosen Notre-Dame bedeutet. Mich hat es damals echt beeindruckt. Und ich glaube, würde morgen der Dom in Köln abbrennen, würde es in Deutschland ähnlich ablaufen.

    :rfc: Simply a Bear :rfc:

  • Gibt ja immer noch die Möglichkeit, "anonym" zu spenden, indem man sich dezent im Hintergrund hält und darum bittet, nicht namentlich genannt zu werden. Darum geht es den Milliardärsfamilien aber nicht. Die möchten geliebt werden.

  • Ich kann mit dem Aufschrei über die Spenden, der ja vor allem auch die sozialen Medien beherrscht, nichts anfangen.


    Ich glaub das ist das erste Mal, dass ich dir in irgendwas hier zustimme. Ein österliches Wunder!


    Es ist halt einfach Kultur gegen Soziales auszuspielen. Das beherrschen viele meisterhaft.
    Das hab ich auch schon bei Herzbluts Problem mit der Arge und seinem Museum angesprochen.



    Gibt ja immer noch die Möglichkeit, "anonym" zu spenden, indem man sich dezent im Hintergrund hält und darum bittet, nicht namentlich genannt zu werden. Darum geht es den Milliardärsfamilien aber nicht. Die möchten geliebt werden.


    Geliebt werden ist vielleicht das falsche Wort, aber anerkannt und respektiert.
    Und die haben auch die Zeiten der Zeit gesehen, mit Gelbwesten und Co.,
    als gerade die Geschäfte dieser Konzerne auf der Champs-Élysées demoliert wurden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schmiddie ()

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