Dynamo bietet NPD-Verlag VIP-Logen an
Dresden (DNN/JOL). Auf der Suche nach Sponsoren und Interessenten für die VIP-Logen im neuen Harbig-Stadion haben Dynamo Dresden und Vermarktungspartner Sportfive ein Eigentor geschossen. Beim Versenden von rund 18 000 Anschreiben landete eine Mail auch bei der Deutsche Stimme Verlagssgesellschaft mbH in Riesa, einem der rechtsradikalen NPD nahestehenden Verlag.
Dessen Chef Jens Pühse wurde in dem standardisierten und von Dynamo-Geschäftsführer Stefan Bohne, Trainer Ruud Kaiser sowie dem für Dresden zuständigen Sportfive-Abteilungsleiter Lars Tubbesing unterzeichneten Werbebrief eingeladen, sich bei einem persönlichen Besichtigungstermin die neuen VIP-Bereiche anzuschauen. Wörtlich heißt es: „Das neue Stadion verfügt nach seiner Fertigstellung über modern ausgestattete VIP- und Logen-Bereiche und bietet Platz für insgesamt 1400 VIP-Gäste. In diesem exklusiven Ambiente können Sie die einzigartige Atmosphäre des Stadions genießen und zugleich neue Geschäftskontakte knüpfen. Nutzen Sie die einmalige Möglichkeit, im Herzen der Wirtschaftsmetropole Dresden Sport und Business in einem emotionalen Umfeld zu verbinden."
Bei der NPD jubelte man, als man das las. Der Landtagsabgeordnete Jürgen Werner Gansel verschickte daraufhin gestern eine Mail an die Medien, in der er einerseits daran erinnerte, dass Dynamo sich vor der Landtagswahl 2004 noch an einer Anti-NPD-Initiative beteiligt hatte, andererseits aus dem Anschreiben schlussfolgerte, dass „solche antirechten Bekenntnissrituale" in nur fünf Jahren vergänglich seien. Der NPD-Kreisverband Meißen glaube, „das Beispiel Dynamo zeigt: Sobald man mit den Rechten Geld verdienen kann, wird der groteske Kampf gegen Rechts ad acta gelegt und Normalität im Umgang mit der NPD gepflegt". Verlagschef Pühse überlege, die neuen Kontaktchancen tatsächlich zu nutzen.
Dazu wird es aber nicht kommen, denn Sportfive zog das Angebot sofort zurück. Der erst seit Mitte April für Dynamo tätige Abteilungsleiter Tubbesing (zuvor bei Arminia Bielefeld beschäftigt) bedauerte die Panne zutiefst. „Mir ist bewusst gewesen, was wir rausgeschickt haben, aber mir ist nicht bewusst gewesen, dass man unter den vielen tausend Adressen diese eine hätte vermeiden sollen. Leider ist das Kind in den Brunnen gefallen." Was sich hinter der Deutschen Stimme verbirgt, habe er nicht geahnt, die rund 18 000 verschickten Mails alle im Detail zu prüfen, sei nicht möglich gewesen. Parteien habe man bewusst nicht angeschrieben, um Irritationen auszuschließen. Tubbesing fügte sofort an: „In dem Fall, dass die Damen und Herren nachhaltiges Interesse daran haben, die VIP-Bereiche zu belegen und zu kaufen, wird kein Kaufvertrag oder ähnliches zustande kommen. Das schließen wir kategorisch aus." Dynamo-Pressesprecher Peter Tauber sagte: „Ein bedauerlicher Zwischenfall. 18 000 Adressen kann man mit drei oder vier Mann nicht manuell nacharbeiten. Das Angebot an die Deutsche Stimme ist gegenstandslos. Wir als Verein sind gemäß unserer Satzung unpolitisch." Sportfive werde die Sache mit dem externen Dienstleister, der die Adressen geliefert habe, auswerten.